Die Helmkräuter (Scutellaria) sind eine Pflanzengattung innerhalb der Familie der Lippenblütler (Lamiaceae). Die 360 bis 460 Arten sind fast weltweit verbreitet.
Beschreibung
Illustration aus
Aquatic and wetland plants of southwestern United States, 1972, Fig. 659: von
Scutellaria integrifolia: a und b) Habitus, c) zygomorphe Blüte, d) Kelch, e) Staubblatt und Griffel, f) geöffneter Kelch um Klausen auf dem
Gynophor zu zeigen
Erscheinungsbild und Blätter
Scutellaria-Arten wachsen selten als einjährige oder meist ausdauernde krautige Pflanzen; einige Arten verholzen teilweise und wachsen als Halbsträucher oder Sträucher.[1] Die Wuchshöhen variieren je nach Art von 5 Zentimetern bis zu 1 Meter. Einige Arten sind Wasserpflanzen. Manche Arten bilden Rhizome[2] oder bei manchen Arten Pflanzenknollen[3]. Die Pflanzenteile sind meist geruchlos.[4][1] Die oberirdischen Pflanzenteile sind meist behaart, manchmal sind es Drüsenhaare (Indument).[3] Die meist selbstständig aufrechten bis niederliegenden oder selten kletternden[5], einfache oder verzweigten Sprossachsen[3] sind oft im Querschnitt viereckig.
Die gegenständig angeordneten Laubblätter sind in Blattstiel und Blattspreite gegliedert. Die Blattspreite ist meist einfach oder selten fiederspaltig[1] und ganzrandig oder gezähnt bis gekerbt, gesägt.[4]
Blütenstände und Blüten
In endständigen oder seitenständigen, traubigen oder ährigen Blütenständen stehen viele Blüten oft in Paaren in den Achseln der Tragblätter zusammen.[2][1] Es können Trag- und Deckblätter vorhanden sein, von denen die obersten meist mehr oder weniger sitzend sind[3].[4]
Die zwittrigen Blüten sind zygomorph und fünfzählig mit doppelter Blütenhülle. Die fünf, manchmal drüsig behaarten Kelchblätter sind zu einer kurz Röhre verwachsen. Der seitlich abgeflachte, glockenförmige Blütenkelch ist mehr oder weniger gleich zweilippig.[2][3] Die Kelchlippen sind einfach und meist ganzrandig oder schwach gelappt.[1] Auf der Kelchoberlippe sitzt bei manchen Arten ein gerundeter, konkaver, horn- oder schildförmiger Fortsatz (Sporn, Höcker; Scutellum) und er ist deutlich sack-, deckel- oder helmförmig,[1] daher der Trivialname der Gattung „Helmkräuter“. Die fünf Kronblätter sind zu einer langen Röhre verwachsen.[2] Die innen kahle und außen fein flaumig behaarte Kronröhre ist mehr oder weniger stark gekrümmt bis fast aufrecht.[1] Die Kronröhre weitet sich allmählich zum Kronschlund.[1] Die Blütenkronen endet zweilippig; wobei die Oberlippe kleiner ist als die Unterlippe. Die aufrechte, zweilappige Oberlippe ist mehr oder weniger seitlich zusammengedrückt und kapuzenförmig. Bei der mehr oder weniger dreilappigen Unterlippe ist der mittlere Kronlappen breit, abgeflacht sowie einfach, die Seitenlappen sind mehr oder weniger mit der Oberlippe verbunden und sind manchmal ausgebreitet.[1] Die Farben der Kronblätter reichen von weiß bis gelb und von rosafarben über rot bis blau.
Von den vier parallelen[3] Staubblättern[2] sind die vorderen, mehr oder weniger gleichen zwei die längeren und liegen unter der Oberlippe.[1] Die bewimperten[3] oder an der Öffnung bärtigen Staubbeutel stehen paarweise zusammen. Bei den vorderen Staubblättern bestehen die Staubbeutel aus zwei Theken, bei den hinteren ist eine Theke reduziert.[1] Der grünlich-gelbe Diskus ist gut entwickelt unterhalb des Fruchtknotens. Der oberständige Fruchtknoten ist vierlappig.[4] Der Griffel ist pfriemlich und an der Spitze ungleich zweiteilig.[1]
Früchte
Die Klausenfrucht im beständigen Kelch zerfällt in vier einsamige Teilfrüchte (Klausen). Die braunen oder schwarzen, trockenen Klausen sind eiförmig,[3] abgeflacht ellipsoid, verkehrt-eiförmig bis fast kugelig[1] und ihre Oberfläche ist sehr unterschiedlich skulptiert bzw. strukturiert von fein- bis grobwarzig. Es ist kein Endosperm vorhanden.[4]
Chromosomensätze
Die Chromosomenzahlen betragen 2n = 12 bis 88, meist 20, 22, 24, 32 oder 34.[4][6]
Ökologie
Sobald die Blütenkrone nach der Anthese abgefallen ist, klappen die beiden Kelchlippen zusammen und bilden eine Höhlung, eine Kapsel worin sich die Klausen entwickeln, die auf der Kelchunterlippe sitzen.[7] Der Kelch teilt sich zur Fruchtreife an den Nähten bis zur Basis bzw. die helmförmige Oberlippe reist ab.[1][3] Die durch feine Haare im Kelch gehaltenen Klausen werden ombrochor ausgebreitet, genauer als Regenballisten.[8]
So ein seltener, aufreißender und „ballistischer Kelch“ der die Samen freisetzt, findet sich auch bei Aeolanthus, einer anderen Gattungen der Lippenblütler.
Systematik und Verbreitung
Die Gattung Scutellaria wurde 1753 durch Carl von Linné in Species Plantarum, 2, S. 598[9] aufgestellt. Typusart ist Scutellaria galericulata L.[10] Synonyme für Scutellaria L. sind: Anaspis Rech. f., Cassida Ség., Cruzia Phil., Harlanlewisia Epling, Hastifolia Ehrh., Perilomia Kunth, Salazaria Torr., Theresa Clos.[11]
Die Gattung Scutellaria gehört zur Unterfamilie der Scutellarioideae (Dumort.) Caruel innerhalb der Familie der Lamiaceae. Bei manchen Autoren ist die monotypische Gattung Salazaria Torr. nicht in Scutellaria eingegliedert. Es wurde versucht die Gattung zu gliedern, beispielsweise mit einseitswendigen und vierzeiligen Blütenständen in zwei Untergattungen, doch haben sich diese Versuche als unbrauchbar erwiesen.[1]
Die Gattung Scutellaria ist fast weltweit verbreitet. Nur in den tropisch-feuchten Tieflandgebieten gibt es wenig Arten. Im tropischen Afrika gibt es nur wenige Arten. In China kommen etwa 98 Arten vor.[1]
Quellen
Einzelnachweise
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↑ a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z aa ab ac ad ae af ag ah ai aj ak al am an ao ap aq ar as at au av aw ax ay az ba bb bc bd be bf bg bh bi bj bk bl bm bn bo bp bq br bs bt bu bv bw bx by bz ca cb cc cd ce cf cg ch ci cj ck cl cm cn co cp cq cr cs ct cu cv cw cx cy cz da db dc dd de df dg dh di dj dk dl dm dn do dp dq dr ds dt du dv dw dx dy dz ea eb ec ed ee ef eg eh ei ej ek el em en eo ep eq er es Xi-wen Li, Ian C. Hedge: Lamiaceae.: Scutellaria. S. 75-95 - textgleich online wie gedrucktes Werk, In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven (Hrsg.): Flora of China. Volume 17: Verbenaceae through Solanaceae, Science Press und Missouri Botanical Garden Press, Beijing und St. Louis, 1994, ISBN 0-915279-24-X.
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↑ a b c d e f g B. K. Richardson: Scutellaria. In: T. G. Tutin, V. H. Heywood, N. A. Burges, D. M. Moore, D. H. Valentine, S. M. Walters, D. A. Webb (Hrsg.): Flora Europaea. Volume 3: Diapensiaceae to Myoporaceae. Cambridge University Press, Cambridge 1972, ISBN 0-521-08489-X, S. 135 (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
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↑ a b c d e f g h i Richard G. Olmstead: Scutellaria. bei Jepson eFlora 2013.
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↑ a b c d e f Lamiales: Scutellaria L. - Datenblatt des Royal Botanic Gardens, Kew. (Memento des Originals vom 1. Februar 2015 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.kew.org
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↑ a b c d e f g h i j k l m n Scutellaria bei Tropicos.org. In: Flora of Pakistan. Missouri Botanical Garden, St. Louis.
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↑ Scutellaria bei Tropicos.org. In: IPCN Chromosome Reports. Missouri Botanical Garden, St. Louis.
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↑ Ludwig Griesselich: Deutsches Pflanzenbuch: Anleitung zur Kenntniss der Pflanzenwelt. Groos, 1847, S. 293.
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↑ L. van der Pijl: Principles of Dispersal in Higher Plants. Springer, 1969, ISBN 978-3-662-00801-0 (Reprint), S. 73.
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↑ Linné 1753 eingescannt bei biodiversitylibrary.org.
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↑ Scutellaria bei Tropicos.org. Missouri Botanical Garden, St. Louis Abgerufen am 17. September 2014.
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↑ a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z aa ab ac ad ae af ag ah ai aj ak al am an ao ap aq ar as at au av aw ax ay az ba bb bc bd be bf bg bh bi bj bk bl bm bn bo bp bq br bs bt bu bv bw bx by bz ca cb cc cd ce cf cg ch ci cj ck cl cm cn co cp cq cr cs ct cu cv cw cx cy cz da db dc dd de df dg dh di dj dk dl dm dn do dp dq dr ds dt du dv dw dx dy dz ea eb ec ed ee ef eg eh ei ej ek el em en eo ep eq er es et eu ev ew ex ey ez fa fb fc fd fe ff fg fh fi fj fk fl fm fn fo fp fq fr fs ft fu fv fw fx fy fz ga gb gc gd ge gf gg gh gi gj gk gl gm gn go gp gq gr gs gt gu gv gw gx gy gz ha hb hc hd he hf hg hh hi hj hk hl hm hn ho hp hq hr hs ht hu hv hw hx hy hz ia ib ic id ie if ig ih ii ij ik il im in io ip iq ir is it iu iv iw ix iy iz ja jb jc jd je jf jg jh ji jj jk jl jm jn jo jp jq jr js jt ju jv jw jx jy jz ka kb kc kd ke kf kg kh ki kj kk kl km kn ko kp kq kr ks kt ku kv kw kx ky kz la lb lc ld le lf lg lh li lj lk ll lm ln lo lp lq lr ls lt lu lv lw lx ly lz ma mb mc md me mf mg mh mi mj mk ml mm mn mo mp mq mr ms mt mu mv mw mx my mz na nb nc nd ne nf ng nh ni nj nk nl nm nn no np nq nr ns nt nu nv nw nx ny nz oa ob oc od oe of og oh oi oj ok ol om on oo op oq or os ot ou ov ow ox oy oz pa pb pc pd pe pf pg ph pi pj pk pl pm pn po pp pq pr ps pt pu pv pw px py pz qa qb qc qd qe qf qg qh qi qj qk ql qm qn qo qp qq qr qs qt qu qv qw qx qy qz ra rb rc rd re rf rg rh Rafaël Govaerts (Hrsg.): Scutellaria. In: World Checklist of Selected Plant Families (WCSP) – The Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew, abgerufen am 5. Januar 2019.
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↑ a b c Scutellaria im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 16. September 2014.
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↑ a b c d e Ingrid Schönfelder, Peter Schönfelder: Kosmos-Atlas Mittelmeer- und Kanarenflora. Über 1600 Pflanzenarten. Franckh-Kosmos, Stuttgart 1994, ISBN 3-440-06223-6.
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↑ a b c Suche nach „Scutellaria“ in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN.
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↑ a b c Takasi Yamazaki: A Revision of Scutellaria in Taiwan. In: J. Jpn. Bot. Volume 67, 1992, S. 315–319.
Weblinks
– Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
- Bestimmungsschlüssel und Fotos der in Schwaben vorkommenden Arten.
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Suche nach „Scutellaria“ in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN.
- Karl Reiche: Flora de Chile, Tomo 5: Scutellaria., S. 245-246 eingescannt.
- Datenblatt bei der Annotated Checklist of the Flowering Plants of Nepal.
- C. U. Ulloa, P. M. Jørgensen: Scutellaria. bei Árboles y arbustos de los Andes del Ecuador.
- USDA-Datenblatt.
- Nirmal Joshee, Thomas S. Patrick, Rao S. Mentreddy, Anand K Yadav: Skullcap: Potential Medicinal Crop. S. 580–586 In: J. Janick, A. Whipkey (Hrsg.): Trends in new crops and new uses. ASHS Press, Alexandria, VA, 2002. Volltext online.
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Scutellaria bei Tropicos.org. In: Flora Mesoamericana. Missouri Botanical Garden, St. Louis.
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Scutellaria bei Tropicos.org. In: Peru Checklist. Missouri Botanical Garden, St. Louis.
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Scutellaria bei Tropicos.org. In: Flora de Nicaragua. Missouri Botanical Garden, St. Louis.
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Scutellaria bei Tropicos.org. In: Flora of Panama (WFO). Missouri Botanical Garden, St. Louis.
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Scutellaria bei Tropicos.org. In: Catalogue of the Vascular Plants of Ecuador. Missouri Botanical Garden, St. Louis.