Der Graue Löwenzahn[1] (Leontodon incanus), auch Graues Milchkraut[2] genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung Löwenzahn (Leontodon) innerhalb der Familie der Korbblütler (Asteraceae).
Der Graue Löwenzahn wächst als sommergrüne, ausdauernde krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen von meist 15 bis 40, selten bis zu 50 Zentimeter. Es wird ein senkrechtes, langes, dick-spindelförmiges Rhizom gebildet, der im oberen Teil schuppig ist und an dem sich spärlich, feine Faserwurzeln befinden[3].[1][2]
Die in grundständigen Rosette angeordneten Laubblätter sind ganzrandig bis entfernt gezähnt und durch kurze, drei- bis meist viergabelige Sternhaare fast graufilzig bis grau-grün.[1][2]
Die Blütezeit erstreckt sich in Deutschland von Mai bis Juni und in der Schweiz von Juni bis Juli. Je Blattrosette werden meist ein bis zwei, selten bis zu fünf,[3] immer unverzweigte Blütenstandsschäfte, die nur wenige, sehr kleine, pfriemliche Blattschuppen tragen, aber sonst unbeblättert sind, Sternhaare besitzen und jeweils in nur einem körbchenförmigen Blütenstand enden. Die Blütenkörbe sind vor der Anthese nickend. Die Körbchenhülle (Involucrum) ist 1 bis 1,8 Zentimeter lang. Die Hüllblätter besitzen Sternhaare und sind nicht schwarz berandet. Die Blütenkörbe enthalten nur Zungenblüten. Die Zungenblüten sind goldgelb und doppelt so lang wie die Hülle.[1][2]
Die Achäne ist 5 bis 8 Millimeter lang[2] und verjüngt sich nach oben hin[3]. Der schmutzig- bis gelblich-weiße Pappus ist mehrreihig, die äußeren Pappusborsten sind sehr kurz und die inneren federig.[1][2]
Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 8.[4]
Der Graue Löwenzahn ist ein Hemikryptophyt[1] und ein Spaltenwurzler[3].
Der Graue Löwenzahn ist in den Gebirgen Mittel-, Ost- und Südosteuropas beheimatet. Er ist ein präalpines Florenelement. Sein Verbreitungsgebiet umfasst den mittleren Abschnitt der Alpen von der Schweiz bis zur Steiermark und Krain, die süddeutschen Mittelgebirge, Mähren, Karpaten und die illyrischen Gebirge. Fundorte gibt es in Frankreich, Deutschland, Österreich, Liechtenstein, Schweiz, Italien, Polen, Ungarn, Slowenien, Slowakei, Serbien, Kosovo, Bosnien und Herzegowina, Montenegro, Kroatien und Rumänien[5]. In Österreich ist er in allen Bundesländern häufig bis zerstreut[3].
Der Graue Löwenzahn besiedelt Trockenrasen, lichte Trockenwälder, Trockengebüsche und Felsbänder. Er steigt bis in Höhenlagen von etwa 2100 Metern. In den Allgäuer Alpen steigt er am Großen Daumen in Bayern bis zu 2100 m Meereshöhe auf.[6] Er gedeiht auf kalkreichen, steinig-flachgründigen, trockenen Lehmböden. Er ist kalkstet und gedeiht in den collin bis montanen, selten subalpinen Höhenstufen[3]. Er ist eine Charakterart des Verbands Erico-Pinion, kommt aber auch in Gesellschaften der Verbände Seslerio-Festucion, Seslerion oder Xerobromion vor. Im Xerobromion ist er eine Kennart des Pulsatillo-Caricetum humilis.[4]
Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt & al. 2010 für Leontodon incanus subsp. incanus sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 1+ (trocken), Lichtzahl L = 4 (hell), Reaktionszahl R = 5 (basisch), Temperaturzahl T = 3 (montan), Nährstoffzahl N = 2 (nährstoffarm), Kontinentalitätszahl K = 4 (subkontinental).[2]
Die Erstveröffentlichung erfolgte 1753 unter dem Namen (Basionym) Hieracium incanum durch Carl von Linné in Species Plantarum, S. 799. Die Neukombination zu Leontodon incanus (L.) Schrank wurde 1786 durch Franz von Paula Schrank in Baiersche Reise, S. 14 veröffentlicht.[7] Weitere Synonyme für Leontodon incanus (L.) Schrank sind: Leontodon glabrescens (Posp.) Fritsch, Leontodon incanus var. glabrescens Posp., Virea incana (L.) Gray, Leontodon spatulifolius Schloss. & Vuk., Apargia incana (L.) Scop., Apargia incana var. subglabrata Ambrosi.[8][5] Das Artepitheton incanus bedeutet aschgrau.
Die frühere Unterart Leontodon incanus subsp. tenuiflorus (Gaudin) Schinz & R.Keller gilt heute meist als eigene Art Leontodon tenuiflorus (Gaudin) Rchb.[5] Sie unterscheidet sich durch die schmaleren linealischen und weniger filzigen Blätter.[9] Sie kommt in Frankreich, in der Schweiz, in Italien und in Slowenien vor.[5]
Der Graue Löwenzahn (Leontodon incanus), auch Graues Milchkraut genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung Löwenzahn (Leontodon) innerhalb der Familie der Korbblütler (Asteraceae).