Die Virusfamilie Rudiviridae mit der einzigen Gattung Rudivirus umfasst unbehüllte Bakteriophagen mit einem Strang doppelsträngiger, linearer DNA als Genom. Die bisher klassifizierten zwei Virusspezies haben thermophile Archaeen der Abteilung Crenarchaeota zum Wirt; besonders gut beschrieben ist ihr Vorkommen in Sulfolobus islandicus ([en], Klasse Thermoprotei). Die Bezeichnung der Familie leitet sich vom lateinischen rudis (Rapier, kleiner Stab) ab, was auf die längliche Form der Viren hindeuten soll.
Die Virionen der Rudiviridae sind stabförmig mit einem konstanten Durchmesser von 23 nm und einer variablen Länge von 830 bis 900 nm. Dieses helikale Kapsid ist aus spiralförmig angeordneten Molekülen eines DNA-bindenden Kapsidproteins aufgebaut. Die Windungen der Spirale wiederholen sich alle 4,3 nm. An den Enden der Virionen erkennt man stöpselartige Strukturen, die das Kapsid verschließen und an denen sich kurze Fibrillen befinden.
Das Genom der Rudiviren besteht aus einem einzigen Strang einer doppelsträngigen DNA mit einer Größe von 32 bis 35 kBp. Das Genom enthält offene Leserahmen für 45 (SIRV-1) bzw. 54 (SIRV-2) virale Proteine. Typisch sind sehr lange repetitive Sequenzen an den Enden des DNA-Stranges.
Die Systematik der Ruduviridae nach ICTV mit weiteren Vorschlägen nach NCBI (Stand Mitte März 2021):
Ursprünglich wurde die Virusspezies Thermoproteus-tenax-Virus 4 (TTV4) in die Gattung Rudivirus klassifiziert. Da sich die Morphologie jedoch erheblich unterscheidet und nicht ausreichend Sequenzinformationen vorliegen, wurde das TTV4 als unklassifizierte Virusspezies keiner bestehende Virusfamilie zugeordnet. Eine neue Virusfamilie Bacilloviridae wurde vorgeschlagen,[3] jedoch nicht vom ICTV akzeptiert.
Das Genom zeigt Ähnlichkeiten mit der Virusfamilie Poxviridae bei Wirbeltieren.[4] Dies betrifft die Anordnung und Reihenfolge der Gene wie auch die Replikation des Genoms in der infizierten Zelle. Auffällige Sequenzübereinstimmungen von bis zu 30 % bestehen zur Familie Lipothrixviridae, deren Mitglieder bis auf eine zusätzliche Virushülle auch einen ähnlichen, helikalen Aufbau des Kapsids zeigen. Aufgrund erweiterter Sequenzanalysen kann ein gemeinsamer evolutionärer Ursprung der beiden Familien Rudiviridae und Lipothrixviridae angenommen werden, weshalb sie seit 2012 zu einer neuen, gemeinsamen Ordnung Ligamenvirales zusammengefasst sind.
Die Virusfamilie Rudiviridae mit der einzigen Gattung Rudivirus umfasst unbehüllte Bakteriophagen mit einem Strang doppelsträngiger, linearer DNA als Genom. Die bisher klassifizierten zwei Virusspezies haben thermophile Archaeen der Abteilung Crenarchaeota zum Wirt; besonders gut beschrieben ist ihr Vorkommen in Sulfolobus islandicus ([en], Klasse Thermoprotei). Die Bezeichnung der Familie leitet sich vom lateinischen rudis (Rapier, kleiner Stab) ab, was auf die längliche Form der Viren hindeuten soll.