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Viola chelmea ( Almanca )

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Viola chelmea ist eine Pflanzenart der Gattung Veilchen (Viola) aus der Familie der Veilchengewächse (Violaceae).

Sie ist eine endemisch-reliktische Gebirgspflanze der baumfreien Zonen mediterranener Gebirge Südosteuropas, die über ein auf einzelne Gebirgsgruppen zersplittertes Areal von Griechenland, Albanien, Mazedonien, Montenegro, Bosnien und Herzegowina bis Kroatien verbreitet ist. Viola chelmea ist in ihrem Habitat an Trockenklimate und -standorte angepasst und unterscheidet sich dadurch von allen anderen europäischen Veilchenarten der Sektion Viola. Als eine der morphologisch ursprünglicheren Arten wird sie damit als einziger europäischer Vertreter zur Gruppe der sogenannten Lignosae Becker gestellt. Als Besonderheit innerhalb der Gattung zeigen die einzelnen endemischen Arten der Lignosae unter den Eurasischen Veilchen eine auch insgesamt sehr geringe Variabilität.[1] Aufgrund ihrer Seltenheit ist sie in ihrer Taxonomie, sowie ihren morphologischen und ökologischen Eigenschaften dennoch ungenügend erforscht.[2][3][4][5]

Beschreibung

Vegetative Merkmale

Viola chelmea ist eine mehrjährige stängellose (lat. acaulescent von Acaulis) krautige Pflanze, die einen kurzgliedriges, verholzendes und dickliches, senkrecht in die Erde gehendes Rhizom aufweist, aus dem direkt die rosettenartig angeordneten Laubblätter und in ihren Achseln die Blüten entspringen; sie erreicht Wuchshöhen von etwa 2,5 bis 8 Zentimeter;[6][7] an dieser mehr oder weniger senkrecht gestellten Grundachse entwickeln sich seitlich eine größere Anzahl von ebenfalls kurzgliedrigen, kräftigen aufrechten oder aufsteigenden Ästen, die schopfartig zusammenstehen und genau wie die Wurzelstöcke an ihren Enden Blattrosetten tragen.[8]

Die in einer grundständigen Rosette stehenden, langstieligen (4–5 cm) Laubblätter sind am Grund schwach herzförmig oder dreieckig breit-lanzettlich und werden 1 bis 3,5 Zentimeter lang sowie 0,5 bis 2 Zentimeter breit (Relation Länge/Breite: ein bis 1,5-fach); die Stiele der ausgewachsenen Blätter bleiben lange erhalten, so dass an älteren Pflanzen unterhalb der neuen Blätter überall die langen derbfädigen Blattstielreste der vorjährigen Blätter zu sehen sind und den Pflanzen ein charakteristisches Aussehen verleihen.[9]

Blätter und Blütenstiele sind abstehend behaart; dabei ist die Behaarung sowohl saisonal, als auch populationsabhängig; Frühjahrsblätter sind weniger behaart als Sommerblätter und bei südgriechischen Populationen waren die Individuen auf dem Peloponnes stärker behaart als solche Euböas;[10] Fransen der schmal lanzettlichen Nebenblätter etwas kürzer als die Nebenblätter breit sind.

Sie bildet wie alle Vertreter der Series Eflagellatae innerhalb der Subsektion Viola keine Stolonen (oberirdische Ausläufer).

Generative Merkmale

Viola chelmea bildet im Frühjahr chasmogame Blüten und blüht je nach Standort von Mai bis Anfang Juni. Obwohl die Pflanzen überwiegen in Höhen über 1000 m gefunden werden, blühen diese wie Nicolaus Bornmüller 1928 am Chelmos in Höhen zwischen 1900 und 2200 m beobachtete, schon Anfang Juni ab.[11]

Die Stängellosen Pflanzen haben zumeist mehrköpfige Blütenstiele, die eine Länge von 3 bis 5 Zentimeter aufweisen; die Vorblätter der Blütenstiele stehen unterhalb von deren Mitte; duftlose, zwittrige Blüten sind zygomorph und 10 Millimeter groß; die Blüten besitzen einen nach oben gebogenen, 3 bis 5 Millimeter langen Sporn, welcher dunkler als die Krone ist. Die Farbgebung der Kronblätter der Blüten variiert je nach Rasse. Exemplare des Peloponnes sind violett, solche auf Euböa blass blauviolett bis fast weiß und mit auffallender Zeichnung.[10] Bei der subsp. vratnikensis sind aus dem subadriatischen Orjen in Montenegro ebenso verschiedentliche weiße Formen häufig beobachtet worden, ebenso bei der Varietät vilaensis in der Kučka krajina an der montenegrinischen Grenze zu Albanien. Für die Typlokalität der subsp. vratnikensis im Velebit wurden dagegen violette Blüten mit undeutlicher Aderung als typisch beschrieben. Griffel an der Basis schwanenhalsartig gekrümmt, am Ende ohne Anhängsel und in einen kurzen, waagrecht oder mehr aufwärts gerichteten Narbenschnabel übergehend, Ovar meist kahl, Fruchtstiele aufrecht.

Während der Wachstumsperiode werden zusätzlich regelmäßig kleistogame Blüten gebildet, die je nach begünstigenden Verhältnissen sich über das Jahr verteilt öffnen.[12] Die schweren und unbehaarten Kapseln der kleistogamen Blüten sind niederliegend und an etwa 2–3 cm langen Stielen.[13] Sie enthalten normalerweise nur drei bis sechs Samen mit großem Funiculus. Die in trockenem Zustand weißen Samen tragen ein deutliches ölhaltiges Elaiosom. Die Länge der Samen beträgt 2,4 bis 2,7 mm, die größte Breite 1,3 bis 1,5 mm.

Die Samen werden von Ameisen verbreitet, weil sie gerne den nahrhaften Anhang (Elaiosom) fressen. Die Ameisen transportieren die Samen über weite Distanzen und verhelfen so der Pflanze mit zu ihrer Ausbreitung.

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 20.[14]

Etymologie

Benannt wurde sie nach dem Chelmos-Gebirge im Norden des Peloponnes. Heldreich hatte diese 1848 oberhalb des Styx-Wasserfalls auf 7000 Fuß (ca. 2200 m) erstmals gefunden.

Vorkommen und Vergesellschaftung

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Der Chelmos mit dem Styx-Wasserfall

Die Art ist unregelmäßig, jedoch ziemlich großflächig verbreitet. Ihr südosteuropäisches Areal (ssp. chelmea) umfasst Teile des Pindus-Gebirges, den Peloponnes und entfernt von der Ostküste Festland-Griechenlands stärker isoliert die Insel Euböa, sowie mit der Subspezies vratnikensis die mehr oder weniger küstennahen Dinarischen Gebirge zwischen Kroatien und Nordalbanien.[15] Nach Osten hin sind mittlerweile auch Populationen in Makedonien (Jablanica) aufgesammelt worden.

Viola chelmea wächst als tief wurzelnde Lichtpflanze auf Schuttablagerungen oder steinigen Hängen in Karstgebirgen des Westbalkans. Typischerweise ist sie Oro-Mediterran oberhalb des Kiefer-TrockenOffenwaldes von Schlangenhaut-Kiefer und Schwarz-Kiefer, sowie solchen der Griechischen Tanne verbreitet.

Sie besiedelt besonnte Gerölle und Kalk-Trockenrasen zwischen 1400 und 2200 m zumeist in Nähe von Schneegruben oder auch im lichten Schatten von Jungkiefern.[16][17]

Fundorte an ihrer nördlichen Verbreitungsgrenze in Kroatien liegen dabei deutlich niedriger und wurden zwischen 500 und 700 m angegeben.[18] Die Nominatform kommt in Griechenland dagegen zwischen 1300 und 2200 m zumeist nur häufiger oberhalb der Waldgrenze vor.[19] Bevorzugt werden nährstoffarme- und basenreiche kalkhaltige Rendzinen (Rendzic Leptosol nach Normen der World Reference Base) und Felsstandorte. In der Alto-Mediterranen Sufe ist sie jedoch auch in Zungenbecken ehemaliger pleistozäner Gletscher verbreitet. Hier sind die Standorte auf tieferen wie feuchteren Kalk-Braunerden (Chromic Luvic Cambisol), artenreicher (Oro)Alti-Mediterraner Matten mit langer Schneedecke.

Insgesamt wird die Art in den höheren Lagen der Kalkgebirge nur vereinzelt aber regelmäßig angetroffen, ist aber insbesondere an der nördlichen Verbreitungsgrenze im Velebit sehr selten. Bezüglich ihrer Vergesellschaftung hat die Art eine breite ökologische Amplitude. Neben reinen Felsstandorten auf Rohhumusböden in der sie als Pionierpflanze in Karren auftritt, ist sie an steileren Hängern und Graten der oberen Baumgrenze mit Primula elatior und Muscari botryoides sowie Betonica alopecuros vergesellschaftet. In Fettwiesen tritt sie mit Betonica serotina ssp. auf.

Evolution und Ökologie

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Herbarbeleg mit Rhizom aus dem Orjen-Gebirge. Neben dem Blütentrieb sind zwei unterirdische Triebe ausgebildet. Dadurch kann die Pflanze auch wenig gefestigte Standorte auf Grobschotter besiedeln.

Die beobachtete Variation von Allozymen sowie morphologische Unterschiede bei Untersuchungen von einzelnen Populationen der griechischen Nominatform (ssp. chelmea) zeigten sowohl morphologisch als auch allozymatisch bemerkenswerte Individualität.[20] Darüber hinaus zeigten die Daten der von Thomas Marcussen (2003) untersuchten Populationen vom Chelmos, Kyllini und Euböa (Dirphys), dass die Unterschiede mit der geographischen Isolation korreliert sind. Er interpretierte die Daten dahingehend, dass diese Variation eine Konsequenz der geographischen Restriktion auf Gebirgshabitate sei. Eine evolutionäre Rassenbildung durch Arealfragmentierung kann demnach durch die Ausprägung von kleistogamer Inzucht gefördert werden, in der sich über wenige Jahrtausende durch andauernde genetische Drift Verluste der ursprünglichen genetischen Variation ergeben haben.[21] Eine mutmaßliche Differenzierung der Einzelpopulationen postuliert Marcussen für die postglaziale Epoche nach dem letzten glazialen Höchststand im Würm. Durch die Absenkung der Höhenverbreitung waren in der Würmeiszeit Gebirgshabitate weniger fragmentiert, dadurch bildeten die Areale von Gebirgspflanzen zusammenhängende Territorien, während die jetzige Situation der Verbreitung von Viola chelmea in reliktischen Gebirgsstandorten einer Ausprägung von Lokalrassen weiter begünstigt.

Ökologisch ist Viola chelmea ein Besiedler von Schutt und Steinfluren der oromediterranen Stufe und kommt im nördlichen Teilareal auch in Schlangenhaut-Kiefer- sowie lichten Tannen- und Fichtenwäldern, im südlichen Teilareal in Wäldern der Griechischen Tanne vor. Anpassungen an das mediterrane Klima sind durch Fehlen von Ausläufern, kleinen Habitus und verholzenden kräftigen Wurzelstock in Form eines tief reichenden Rhizom gegeben. Sie kann damit auch Rendzinen und Intial- oder Rohböden besiedeln.

Samenbildung findet bei der Art nicht nur über sexuellen Weg statt, die Art bildet regelmäßig auch kleistogame Blüten,[22] die in späteren Wachstumsperioden auftreten. Chasmogame Blüten werden nur zu Beginn der Vegetationsperiode gebildet. Die Kapseln der kleistogamen Blüten sind niederliegend und können sogar im Boden verbleiben. Es handelt sich hierbei um nicht explosive Kapseln. Für die Samenverbreitung ist Myrmekochorie charakteristisch. Dafür fehlen in der Gruppe aber immer Mechanismen der Verbreitung durch Ausläufer, wie sie viele andere Veilchengruppen zeigen.

Mit den anderen Arten der subsekt. Viola mit Ausnahme der Viola odorata-Gruppe ist Viola chelmea ein Element der meridional - submeridionalen Gebirgsvegetation.[23] Die Erhaltung der Blattrosette während des Winters der subsekt. Viola kann als ein für mediterrane Elemente charakteristischer Wuchs verstanden werden. Allgemein ist Viola chelmea zwar eine mesophylle Gebirgspflanze, die sich auf konkurrenzarmen Standorten verbreitet, sie hat jedoch durch die Kleinwüchsigkeit, die Größe der keilförmigen Blätter, einen teilverholzenden verzweigten Stamm und dem Fehlen von Stolos auffallende Anpassungen an Trockenperioden entwickelt.[24] Unterirdische Verzweigungen kommen jedoch vor, bei denen keine Wurzeln gebildet werden. Damit besiedelt sie auch Schotterflächen im Gebirge. Diese kurzen aufsteigenden Triebe unterhalb der Blattrosette können sich in nachfolgenden Jahren zu Blütentrieben, die sich neben dem Muttertrieb entwickeln oder ihn, falls er abstirbt, ersetzen. Die basalen Achsenabschnitte sind zudem schwach verholzt.

Systematik

Unterarten und Varietäten

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Verbreitungskarte im subadriatischen Orjen (ssp. vratnikensis)

Die taxonomische Abgrenzung der endemischen zur Sektion Efflagelatae Becker gehörenden Viola chelmea ist noch unsicher. Nach heutiger Auffassung ist die Art in zwei Subspezies über die Balkanhalbinsel verbreitet:[25]

  • Viola chelmea Boiss. & Heldr. subsp. chelmea
  • Viola chelmea Boiss. & Heldr. subsp. vratnikensis Gáyer et Degen

Dabei kommt die Nominatform subsp. chelmea nur im Pindos in Griechenland, auf Euböa sowie auf dem Peloponnes, die subsp. vratnikensis zwischen dem Velebit und der Galičica vor. Zur Unterscheidung der Unterarten dienen lediglich die Länge der Fransen (Cilien) der Nebenblätter (Stipeln).[26] Dabei hat die subsp. vratnikensis längere, fein gefranste Cilien.[27] Die Blütenfarbe der Nominatform (ssp. chelmea) und ssp. vratnikensis wird als blaublassviolett mit nur undeutlicher Aderung angegeben.[28] In der von Trinajstić (1975) vorgenommene Anhebung der ssp. vratnikensis zur Art Viola dinarica wurden gleichzeitig zwei Unterarten - ssp. dinarica, ssp. vilaensis unterschieden. Für die Unterart ssp. dinarica sind violette Blüten ohne Aderung als diagnostisches Merkmal angegeben. Für die Unterart subsp. vilaensis aus Montenegro (Orjen, Prokletije) blassviolette und auch weißblütige Exemplare mit deutlichere Aderung.[29]

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Locus classicus der Varietät vilaensis, auf dem Berg Vila in der Kučka krajina am Rikavac-See (Rikavačko jezero)

Als hochalpine Varietät wurde Viola vilaensis Hayek aus dem NW-Prokletije in der Nähe des Rikavčko jezeros in der Kučka krajina unterhalb des Gipfels der Vila (2093 m) beschrieben. Sie wird in der Flora Europaea zu Viola chelmea gestellt. Bei dieser sind die Nebenblätter an der Spitze leicht behaart, häufiger sind auch weißblütige neben den blauhellvioletten Exemplaren beobachtet worden. Sie hat zudem nach Hayek beiderseits keine fein papillösen, meist deutlicher herzförmige Blätter, und auch kleinere Blüten.[30] Insgesamt sind die wenigen morphologischen Unterschiede jedoch ohne große taxonomische Bedeutung. In der Flora Europaea wird sie daher als Variante der Nominatform geführt, für die nur die leicht behaarten Stipeln an der Spitze als einziges Unterscheidungsmerkmal aufgeführt sind.[31]

Ein weiterer unklarer Fund betrifft die von Günther Beck von Mannagetta und Lerchenau 1886 vom Prenj beschriebene Viola prenja Beck.[32] Diese wurde nur einmal aufgesammelt und kann wegen mangelnder Vergleiche daher bis heute (Stand 2014) nicht eindeutig zugeordnet werden. Während Arpad Degen (1914) und Wilhelm Becker (1925) diese als wahrscheinlich zu Viola chelmea zugehörig vermuteten, so zog Hayek (1918) eine Verwandtschaft zu Viola pyrenaica Ram. vor. Karl Maly (1923) vermutete nach dem er in der Schlucht der Prača Viola prenja für Bosnien bestätigen konnte, das Becks Viola prenja womöglich nur eine Varietät von Viola pyrenaica darstellt. In der Flora Europaea wird Viola prenja als wahrscheinlich zu Viola pyrenaica zugehörend betrachtet. Die Blüten von Viola prenja wurden von Beck jedoch als wohlriechend bezeichnet, was für Viola chelmea nicht zutrifft.

Verwandtschaftliche Beziehungen

Die Art Viola chelmea wurde nach der von Wilhelm Becker 1925 aufgestellten Klassifikation in eine eigene Serie Lignosae innerhalb der Sektion Nomimium in der Gattung Veilchen (Viola) gestellt. Mit weiteren zehn Arten wird sie außerdem einer reliktischen Gruppe der Serie Eflagellatae zugeteilt. Es sind dies alles montane bis hochalpine Arten, die disjunkt in Mitteleuropa, Nordafrika und dem Mittleren Osten verbreitet sind. In der Serie Eflagellatae stehen vier temperate Arten (Viola ambigua, Viola collina, Viola hirta und Viola thomasiana) mehreren Reliktarten (u. a. Viola chelmea, Viola libanotica, Viola pyrenaica und Viola sandrasea mit vier weiteren kleinasiatischen Arten) mit diskontinuierlichen Vorkommen gegenüber.

Zur engsten Verwandtschaft Viola chelmeas gehören die weiteren Arten der Serie Lignosae, die alle nur disjunkt im östlichen Mittelmeergebiet verbreitet sind. Diese endemischen Veilchen finden ihr Diversitätszentrum auf der kleinasiatischen Halbinsel, wo fünf Arten vorkommen,[33] sowie auf der Balkanhalbinsel, wo neben Viola chelmea zwei noch taxonomisch unklare Formen (Viola vilaensis, Viola prenja) dazugezählt werden.[34] Dabei gilt, das sie möglicherweise keine phylogenetische Gruppe, jedoch vielmehr eine ökologische Gruppe stellen, die parallele Anpassungen an Trockenheit entwickelt haben. Die endemischen und mit Ausnahme von Viola libanotica Boiss. zumeist relativ spät (1938–2003) neu beschriebenen Arten der Veilchen aus der Serie Lignosae Kleinasiens sind Viola bocquetiana Yıld., Viola isaurica Contandr. & Quézel, Viola kizildaghensis Dinç & Yıld., Viola sandrasea Melch. und Viola yildirimlii Dinç &. Bağcı.

Taxonomische Einordnung

Morphologische Systeme

Die Auffassung über die systematische Stellung der Art hat mehrfach gewechselt. Becker stellte Viola chelmea 1910 erstmals in die neugeschaffene Gruppe der Scapigerae (= Acaules) als Lignosae ein. 1925 überarbeitete er sein System und schloss in den Lignosae nunmehr neben Viola chelmea, Viola prenja, Viola libanotica und Viola vilaensis ein. Als Hauptmerkmal der Serie gibt Becker das holzige Rhizom, die aufrechten Fruchtstiele und den waagrechten oder mehr aufwärts gerichteten Narbenschnabel an.[35]

Zu einer anderen, wesentlich natürlicheren Einordnung kamen Melchior (1939) und Wilhelm Rössler (1943). Rössler wertete das Vorkommen oder Fehlen von Phloroglucingerbstoffzellen in den Blättern europäischer Veilchen für die Gruppensystematik aus. Inklusen waren zum Beispiel bei den Caulescentes (=Rostratae) und Repentes stets vorhanden, dagegen fehlten die "Exkretzellen" bei den Acaules (= Uncinatae) und den Lignosae. Rössler hält die Lignosae für ursprüngliche Verwandte der Acaules. Dieselbe Ansicht äußerte Melchior auf Grund vergleichend-morphologischer Untersuchungen. Er betont die nahe phylogenetische Beziehung der Lignosae zu den Eflagellatae der Acaules.

Nach Melchior stellen der morphologische Sprossaufbau, die Verholzung der Achsen, die recht primitive Ausbildung von Griffel und Narbe, die geringe Variabilität der hierher gehörenden Arten und ihre disjunkte Verbreitung zu den Charakteren der Lignosae. Die Form des Griffels die Melchior bei Viola chelmea Boiss. et Heldr. einschließlich ssp. vratnikensis Gay. et Deg., Viola libanotica Boiss. und Viola vilaensis Hayek als gleichartig vorfand, stellte für ihn die Grundlage zur Beibehaltung der Lignosae, die er aber in die nächste Verwandtschaft zu den Eflagellatae stellt, in der sie eine eigene Serie bilden.[9] Melchior nimmt an, dass zwischen den Lignosae und den Eflagelatae nähere phylogenetische Beziehungen bestehen, in der die Lignosae einen alten Verwandtschaftskreis bilden. Als reliktische Gruppe und strenge „Oreophyten“ haben sich die Lignosae nach den Eiszeiten nicht mehr ausbreiten können und sind dadurch auf disjunkte Vorkommen in Gebirgen beschränkt.[36]

Alexander Schmidt bestätigte die Auffassung von Melchior und Rössler, für die er die Samen mit langen Elaisom, die in niederliegenden Kapseln gebildet und ausgestreut werden, zusätzlich mitanführt. Auch die von Schmidt untersuchte Chromosomenzahl 2n=20 von Viola chelmea ist bei den Acaules weit verbreitet; wenig differenzierte Chromosomen bilden bei den Acaules die Regel.

Einfachstes Unterscheidungsmerkmal zu den anderen eurasischen Veilchen der Sektion Viola sind die kleinen dreieckigen Blätter, sowie insgesamt die geringe Wuchsform und die kleinen Blüten.

Genetische Systeme

Nach genetischen Vergleichsuntersuchungen von Allozymen dreier Populationen bei Viola chelmea ssp. chelmea in Griechenland (Chelmos, Dirphys, Kyllini),[24] zeigte die Art keine spezielle Affinität zu anderen Arten der Sektion Viola.[37]

Eine schwache Unterstützung für die Ansicht die Schmidt 1964 über eine putative Verwandtschaft mit Viola pyrenaica Ramond anstellte, liegt jedoch in einem privaten Allel zwischen den beiden Arten vor. Jedoch zeigte sie ebenso eine Verbindung in einem privaten Allel zu Viola hirta L. sowie Viola ambigua Waldst. & Kit.[24]

Als modifizierendes Element in der Evolution von Viola chelmea vermutet Marcussen jedoch zusätzlich zur genetischen Einengung der disjunkten Verbreitung Hybridisierungsprozesse, für die er in den gefundenen Hybriden von Viola chelmea: Viola alba ssp. alba x chelmea und Viola chelmea x odorata Beispiele aufführt.[10]

Typus

Der Typus von Viola chelmea ssp. chelmea wurde am 29. Juli 1848 auf dem Peloponnes von Theodor von Heldreich (Heldreich no, 2153) am Chelmos (rare in regione nivali supra fontem Stygis, 7000) gesammelt. Den Originalprotolog der Art erstellten Pierre Edmond Boissier und Theodor Heldreich 1854.

Wilhelm Becker belegte Viola chelmea 1910 aus einer Aufsammlung Günther Beck von Mannagetta und Lerchenau (16. Juni 1894) auch für den Velež in der Herzegowina (Montenegro! sic). Árpád Degen fand am 10. Juli 1906 Viola chelmea ebenfalls auf dem Orjen in Montenegro, hielt diese jedoch zuerst zu Viola prenja Beck zugehörig. Nachdem F. Dobiasch 1909 eine ebensolche am Vratnik-Pass im Velebit-Gebirge oberhalb von Senj gefunden hatte, revidierten Degen und Julius Gayer die in Kroatien und Montenegro (damals noch zu Dalmatien) gesammelten Violen und stellten sie als Unterart vratnikensis Viola chelmea zu. Als Typusbeleg der ssp. vratnikensis wurde das von Dobiasch in Kroatien gesammelte Exemplar genommen. Für eine Aufsammlung Dörflers an der montenegrinisch-albanischen Grenze im Prokletije stellte August von Hayek schließlich noch das überflüssige Viola vilaensis auf.

Quellen

Literatur

  • Marjan Niketić, Pavle Cikovac, Zoltán Barina, Dániel Pifkó, Ljupčo Melovski, Šemija Duraki, Gordana Tomović 2015: Viola chelmea and Viola jooi (Violaceae), new species for the flora of Serbia and their distribution in the Balkan Peninsula and the Carpathians. Bulletin of the Natural History Museum, 2015, 8: 49-74, Belgrade. (PDF)
  • Thomas Marcussen, Liv Borgen, Inge Nordal: Population differentiation and hybridization in the Greek endemism Viola chelmea ssp. chelmea. In: Violets of Subgenus Viola in Europe: variation, evolution and systematics. Faculty of Mathematics and Natural Sciences, University of Oslo 2003.
  • August von Hayek 1918: Viola vilaensis Hayek. Denkschr. Akad. Wiss. 94: 154. Wien.
  • Arpad Degen 1914: Über das Vorkommen einer Rasse von Viola chelmea Boiss. et Heldr. in Dalmatien und in Kroatien. Magyar Bot. Lapok 13: 309 (1914), Budapest

Einzelnachweise

  1. Muhittin Dinç 2009: Comparative morphological and palynological study on poorly known Viola sandrasea and ist closest relative V. kizildaghensis. Biologia, 64/1, 81-87. (Springer:PDF)
  2. Thomas Marcussen 2003: 'Population Differentiation and Hybridisation in the Greek endemism Viola chelmea ssp. chelmea. Thomas Marcussen 2003: Violets of the Subgenus Viola in Europe - Variation, Evolution and systematics. Dissertation, Oslo University.
  3. Hans Melchior 1939: Ein neues Veilchen aus SW.-Anatolien und die Phylogenie der Sprossentwiclung innerhalb der Sektion Nomimium. Feddes Repertorium, 46, 39-42.
  4. Okamoto, M., Okada, H. & Ueda, K. 1993: Morphology and chromosome number of Viola pilosaand ist systematic Position. Taxon, 42, 781-787
  5. Alexander Schmidt 1964: Zur Systematischen Stellung von Viola chelmea Boiss. et Heldr. ssp. chelmea und V. delphinantha Boiss. Berichte der deutschen botanischen Gesellschaft, 77, 256-261.
  6. Kit Tan & Gregoris Iatrou 2001: Endemic Plants of Greece - The Peloponnese. Gads Forlag, Kobenhavn. S. 210
  7. Wilhelm Becker 1925: Viola L. A. Engler & K. Prantl 1925: Die Natürlichen Pflanzenfamilien. S. 367
  8. Hans Melchior 1939: S. 40–41
  9. a b Hans Melchior 1939: S. 41
  10. a b c Thomas Marcussen 2003: S. 4
  11. Alexander Schmidt 1964: Zur systematischen Stellung von Viola chelmea Boiss. et Hldr. ssp. chelmea und V. delphinantha Boiss. Berichte der Deutschen Botanischen Gesellschaft, 77, S. 257
  12. Muhittin, D. & Yildirimli, S. 2002: A new species of Viola (Violaceae) from Turkey. Botanical Journal of the Linnean Society, 138, 483-487. S. 485
  13. Alexander Schmidt 1964: S. 258
  14. Alexander Schmidt 1964: S. 257
  15. Marcussen, T., Borgen, L. & Nordal, I. 2003: Population differentiation and Hybridisation in the Greek endemism Viola chelmea ssp. chelmea. Thomas Marcussen 2003: Violets of the Subenus Viola in Europe - Variation, Evolution and systematics (Dissertation Oslo University).
  16. Christian Bräuchler, Pavle Cikovac 2010: Vegetational diversity in a hyper-karstic, hyper-humid oro-Mediterranean environment. 08/2010; In proceeding of: 40th Anniversary Conference of the Ecological Society of Germany, Austria and Switzerland, Volume: 40, Page 405-430, Held at Justus-Liebig-Universität Gießen, The future of Biodiversity
  17. Arpad Degen 1914: Über das Vorkommen einer Rasse von Viola chelmea Boiss. et Heldr. in Dalmatien und in Kroatien. Magyar Botanikai Lapok, 13, 309-311.
  18. Arpad Degen 1937: Flora Velebitica - II. Band. Ungarische Akademie der Wissenschaften, Budapest. S. 439
  19. Kit Tan & Gregoris Iatrou 2001: S. 210
  20. Thomas Marcussen 2003: Population differentiation and Hybridisation in the Greek endemsm Viola chelmea ssp. chelmea - Paper V. Thomas Marcussen 2003: Violets of the Subenus Viola in Europe - Variation, Evolution and systematics. Dissertation Universität Oslo. S. 4
  21. Thomas Marcussen 2003: S. 5
  22. Kit Tan & Gregorias Iatrou: Endemic plants of Greece - the Peloponnese. Gads Forlag, Kopenhagen 2001. S. 210
  23. Meusel, H., Jäger, E., Rausert, S. & Weinert, E. 1978: Vergleichende Chorologie der Zentraleuropäischen Flora - Band II. Gustav Fischer, Jena. S. 28–29
  24. a b c Thomas Marcussen 2003: S. 7
  25. Raus, T. 1986: Viola L. S. 608–640 in Strid, A. 1986: Mountain Flora of Greece. Cambridge, Cambridge University Press.
  26. Alexander Schmidt 1964: Zur systematischen Stellung von Viola chelmea Boiss. et Heldr. ssp. chelmea und V. delphinantha Boiss. Berichte der Deutschen Botanischen Gesellschaft, 77/1, 256–261, Oktober 1964 (Wiley:PDF)
  27. Arpad Degen 1914: S. 310
  28. D. H. Valentine, H. Merxmüller, A. Schmidt 1968: Viola L. In: T. G. Tutin, V. H. Heywood, N. A. Burges, D. H. Valentine, S. M. Walters, D. A. Webb (Hrsg.) 1968: Flora Europaea - Band 2: Rosaceae to Umbelliferae. 1968, Cambridge University Press, Cambridge, 270-282. ISBN 0-521-06662-X. S. 273 (Google Books)
  29. Ivo Trinajstić 1975: Analitićka Flora Jugoslavije. 3, 6, S. 47–48
  30. August von Hayek 1918: Beitrag zur Kenntnis der Flora des Albanisch-Montenegrinischen Grenzgebietes. Denkschriften der mathem.-naturw. Klasse, 94, S. 54 (landesmusem:PDF)
  31. Flora Europaea - Google Books
  32. Günther Beck 1886: Flora von Südbosnien und der Angrenzenden Herzegovina - Band III. S. 81 (99), Taf. IV, Fig. 1–4. (Landesmuseum:PDG)
  33. MUHİTTİN DİNÇ, YAVUZ BAĞCI & ŞİNASİ YILDIRIMLI 2003: A new species of Viola L. (Violaceae) from South Anatolia. Botanical Jornal of the Linnean Society, 141, 477-484 A new species of Viola L. (Violaceae) from South Anatolia - 2003 - Botanical Journal of the Linnean Society - Wiley Online Library
  34. Wilhelm Becker 1925: Viola L. A. 363- 376. Engler & K. Prantl 1925: Die natürlichen Pflanzenfamilien 21, Leipzig. S. 376
  35. Alexander Schmidt 1964: S. 258–259
  36. Hans Melchior 1939: S. 42
  37. T. Marcussen & L. Borgen 2000: Allozymic Variation and relationships within Viola subsection Viola (Violaceae). Plant systematics and Evolution, 223, 29-57

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Viola chelmea: Brief Summary ( Almanca )

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Viola chelmea ist eine Pflanzenart der Gattung Veilchen (Viola) aus der Familie der Veilchengewächse (Violaceae).

Sie ist eine endemisch-reliktische Gebirgspflanze der baumfreien Zonen mediterranener Gebirge Südosteuropas, die über ein auf einzelne Gebirgsgruppen zersplittertes Areal von Griechenland, Albanien, Mazedonien, Montenegro, Bosnien und Herzegowina bis Kroatien verbreitet ist. Viola chelmea ist in ihrem Habitat an Trockenklimate und -standorte angepasst und unterscheidet sich dadurch von allen anderen europäischen Veilchenarten der Sektion Viola. Als eine der morphologisch ursprünglicheren Arten wird sie damit als einziger europäischer Vertreter zur Gruppe der sogenannten Lignosae Becker gestellt. Als Besonderheit innerhalb der Gattung zeigen die einzelnen endemischen Arten der Lignosae unter den Eurasischen Veilchen eine auch insgesamt sehr geringe Variabilität. Aufgrund ihrer Seltenheit ist sie in ihrer Taxonomie, sowie ihren morphologischen und ökologischen Eigenschaften dennoch ungenügend erforscht.

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