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Gewöhnlicher Fransenenzian ( German )

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Der Gewöhnliche Fransenenzian (Gentianopsis ciliata, früher Gentiana ciliata), auch kurz Fransenenzian und Gefranster Enzian genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung Fransenenziane (Gentianopsis) innerhalb der Familie der Enziangewächse (Gentianaceae).

Beschreibung

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Illustration aus Sturm: Deutschlands Flora
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Blüte aufgeschnitten: die namensgebenden „Fransen“, der gestielte Fruchtknoten und die sitzende Narbe sind gut erkennbar
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Blüten von oben im Detail
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Habitus im Habitat

Vegetative Merkmale

Der Gewöhnliche Fransenenzian ist eine sommergrüne, zweijährige bis ausdauernde krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen von 5 bis 30 Zentimetern.[1] Der kahle[1], vierkantige Stängel ist aufrecht und gelegentlich spärlich verzweigt, aufsteigend und am Grund gebogen. Es wird keine grundständige Blattrosette ausgebildet.[1] Kreuzgegenständige Laubblätter werden nur wenige ausgebildet. Die Grundblätter sind spatelförmig und stumpf. Die Stängelblätter sind ein- bis dreinervig, spitz und linealisch-lanzettlich.

Generative Merkmale

Die Blütezeit reicht von August bis November. Die Blüten sind endständig (selten zu zwei bis vier in den Achseln der obersten Blätter).

Die zwittrigen Blüten sind vierzählig mit doppelter Blütenhülle. Die vier[1] Kelchzipfel sind linealisch-lanzettlich. Die Blütenkelche sind maximal halb so lang wie die Kronröhre. Zwischen den schmalen Kelchzipfeln befindet sich eine Verbindungshaut. Die leuchtend blauen, 3 bis 5 Zentimeter langen Kronblätter sind nur relativ kurz verwachsen und die vier Kronzipfel am Rand deutlich bewimpert. Der Kronschlund ist nicht bärtig behaart.[1] Der gestielte Fruchtknoten ist keulenförmig.[1] Die sitzende Narbe ist kreisförmig.[1]

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 44.[2]

Ökologie

Der Gewöhnliche Fransenenzian ist ein mesomorpher Hemikryptophyt,[1] eine Schaftpflanze mit kriechendem Rhizom und ein Flachwurzler. Die Vegetative Vermehrung erfolgt durch Verzweigung des Rhizoms. Bei ihm liegt Saisondimorphismus vor, das bedeutet, dass zu unterschiedlichen Jahreszeiten unterschiedlich gebaute Pflanzen heranwachsen.[3]

Blütenökologisch handelt es sich um „Große Trichterblumen“, die die Blütenbesucher durch Veilchenduft stark anlocken sowie durch die UV-Reflexion der gefransten Kronblätter. Die Blüten sind vormännlich und verschiedengrifflig; es liegt also Heterostylie vor. Die Blüten werden nur bei ausreichendem Lichtangebot gebildet. Die Bestäubung erfolgt durch Hummeln und Tagfalter.[3]

Bei den Kapselfrüchten dient der elastische Fruchtstiel, der sich nach der Reife stark verlängert, und der Blütenkelch als Windfang; deshalb erfolgt ihre Ausbreitung als Wind- und Tierstreuer. Fruchtreife erfolgt von September bis Oktober.[3]

Vorkommen und Gefährdung

Der Gewöhnliche Fransenenzian ist in Mittel- und Südeuropa, Vorderasien bis zum Kaukasusraum verbreitet. In Österreich kommt er häufig bis zerstreut in allen Bundesländern von der submontanen bis zur subalpinen Höhenstufe vor.

Er gedeiht vor allem auf kalkreichen, steinigen Ton- und Lehmböden. Die Hauptverbreitung nach Oberdorfer ist präalpin (Arealtyp),[1] genauer gesagt im montan-subalpinen Laub- und Nadelwaldgebiet der süd-, mittel- und osteuropäischen Hochgebirge. Er kommt in vielen Gebirgsregionen bis in Höhenlagen von 2250 Metern vor. In den Allgäuer Alpen steigt er in Bayern am Glasfelderkopf bis zu einer Höhenlage von 2200 Metern auf.[4]

Als Standort werden Halbtrockenrasen, Kalkmagerrasen, Schafweiden oder Weiden allgemein und Heiden bevorzugt. In tieferen Höhenlagen sind Standorte meist auf beweidete, mäßig trockenen Kalkmagerrasen des Gentiano-Koelerietum beschränkt.[5][2] In höheren Lagen kommt der Gewöhnliche Fransenenzian in Pflanzengesellschaften der Ordnung Seslerietalia albicantis vor.[2]

In Deutschland ist der Gewöhnliche Fransenenzian nach der Bundesartenschutzverordnung geschützt und wurde 1996 in der Roten Liste der gefährdeten Pflanzenarten Deutschlands in die Kategorie 3 = „gefährdet“ eingeordnet.[1]

Systematik

Die Erstveröffentlichung dieser Art erfolgte 1753 unter dem Namen (Basionym) Gentiana ciliata durch Carl von Linné in Species Plantarum, Band 1, S. 231.[6] Die Neukombination zu Gentianopsis ciliata (L.) Ma erfolgte 1951 durch Ma Yuquan in Acta Phytotaxonomica Sinica, Volume 1, S. 15.[7]

Es gibt einige Unterarten von Gentianopsis ciliata (Auswahl):[7][8]

  • Gentianopsis ciliata subsp. blepharophora Holub: Sie kommt in der Türkei vor.[8]
  • Gentianopsis ciliata (L.) Ma subsp. ciliata
  • Gentianopsis ciliata subsp. doluchanovii N.M.Pritch.: Sie kommt im nördlichen und östlichen Russland vor.[8]

Nach Euro+Med 2011 ist der akzeptierte Name Gentianella ciliata (L.) Borkh. veröffentlicht in Moritz Balthasar Borkhausen: Archiv für die Botanik (Leipzig), Band 1 (1), 1796, S. 29, gehört dort also zu Gentianella.[8]

Trivialnamen

Andere deutschsprachige Trivialnamen sind oder waren Wilder Bittersüss (Tirol bei Fusch), Bläueli (Berner Oberland), Gülden Aurin (Mark Brandenburg) und Himmelsstengel (Schweiz, Schwaben).[9]

Literatur

  • Manfred A. Fischer, Wolfgang Adler, Karl Oswald: Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol. 2., verbesserte und erweiterte Auflage. Land Oberösterreich, Biologiezentrum der Oberösterreichischen Landesmuseen, Linz 2005, ISBN 3-85474-140-5. (Abschnitt Beschreibung und Vorkommen)

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h i j Gewöhnlicher Fransenenzian. FloraWeb.de zuletzt abgerufen am 25. Februar 2013
  2. a b c Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 757–758.
  3. a b c Ruprecht Düll, Herfried Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und angrenzender Länder. Die häufigsten mitteleuropäischen Arten im Porträt. 7., korrigierte und erweiterte Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2011, ISBN 978-3-494-01424-1.
  4. Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 2, IHW, Eching 2004, ISBN 3-930167-61-1, S. 346.
  5. Matthias Hilligardt: Der Fransenenzian (Gentianella ciliata L.) im Naturschutzgebiet Mangerwiese-Wotanseiche, Amt für Umweltschutz Pforzheim: Volltext-PDF mit Verbreitungskarte.
  6. Erstveröffentlichung eingescannt bei biodiversitylibrary.org.
  7. a b Gentianopsis ciliata bei Tropicos.org. Missouri Botanical Garden, St. Louis Abgerufen am 25. Februar 2013.
  8. a b c d Eintrag bei Euro+Med: Karol Marhold, 2011: Gentianaceae. – In: Euro+Med Plantbase - the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity. zuletzt abgerufen am 24. Januar 2016
  9. Carl Jessen: Die deutschen Volksnamen der Pflanzen, Verlag von Philipp Cohen Hannover 1882, Seite 161.

Weblinks

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