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Mondmuscheln ( German )

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Die Mondmuscheln (Lucinidae)[1] sind eine Familie der Überfamilie Lucinoidea innerhalb der Muschel-Ordnung der Lucinoida. Zur Familie gehören etwa 500 lebende Arten (Spezies). Sie sind Kosmopoliten und besiedeln alle Tiefen, je nach Art von ufernahen Bereiche bis in die Tiefsee. Dies ist möglich, da die Muscheln in Symbiose mit schwefeloxidierenden Bakterien leben, weshalb sie auf Sonnenlicht nicht angewiesen sind. Die ältesten Vertreter der Mondmuscheln aus dem Silur bekannt, (vor 400 Millionen Jahren).[2][3]

Merkmale

Die kleinen bis sehr großen Gehäuse sind gleichklappig und im Umriss rundlich, elliptisch oder gerundet-dreieckig. Die Größe variiert bei den heute lebenden Arten von ca. 3 mm bis ca. 150 mm. Die größte ausgestorbene Art Superlucina megameris wird bis über 31 cm hoch.[4] Die Außenseite der Gehäuse ist überwiegend konzentrisch ornamentiert bis glatt, bei einigen Gattungen auch mit komplizierteren Mustern. Die Schale ist aragonitisch und besteht aus einer äußeren prismatischen Lage, einer mittleren kreuzlamellaren Lage und einer inneren komplex-kreuzlamellaren Lage. Der Wirbel ist klein und zugespitzt ortho- oder prosogyr. Das Schloss ist heterodont oder auch reduziert heterodont. Die linke Klappe weist zwei Kardinalzähne und zwei vordere und zwei hintere Lateralzähne auf. Die rechte Klappe besitzt zwei Kardinalzähne und je einen vorderen und hinteren Lateralzahn. Das externe Ligament ist opisthodet und liegt auf eingesenkten Nymphen. Die Schließmuskeln sind mehr oder weniger ungleichförmig (anisomyar). Die Mantellinie ist integripalliat. Die Kiemen sind in der Regel sehr groß mit dicken Filamenten, die Zellen mit Bakterien enthalten.

Geographische Verbreitung, Lebensraum und Lebensweise

Die Überfamilie Lucinoidea ist weltweit verbreitet (kosmopolitisch) von Bocas del Toro (Panama), Florida (USA), die Karibischen Inseln, Ostafrika, Ostasien und (gut untersucht) Elba (Italien). Die Arten der Familie kommen vom Gezeiten- und Mangrovenbereich bis in den tieferen Bereich des Kontinentalhanges vor (ca. 2100 m). Die Lucinidae leben endobenthonisch, d. h. im Sediment eingegraben. Werden sie freigelegt, können sie sich sehr schnell wieder eingraben. Sie haben einen stark reduzierten Magen und leben in Symbiose mit sulfidoxydierenden Bakterien (die teilweise zusätzlich Stickstoff-fixierend, d. h. „diazotroph“ sind). Nachgewiesen wurde (vorgeschlagene) Gattung Candidatus Thiodiazotropha mit den Arten Ca. T. endoloripes, T. taylori, T. weberae und T. lotti (die letzten beiden auch gemeinsam in Loripes orbiculatus, wie gefunden in der Bucht von Fetovaia, Elba).[2][5] Die Bakterien erzeugen per Chemosynthese den für die Muscheln lebenswichtigen Zucker und ggf. (wenn die Bakterien zusätzlich zur Stickstofffixierung in der Lage sind) organisch gebundenen Stickstoff.[6] Sie befinden sich in den Kiemen der Muscheln und müssen von den Jungtieren aus der Umgebung aufgenommen werden. Es wurden keine Bakterien in der Keimbahn nachgewiesen, so dass vertikale Vererbung (von den Elterntieren auf die Nachkommen) ausgeschlossen wird.[2][7] – Die nächsten bekannten Verwandten der Gattung Ca. Thiodiazotropha sind frei lebende Bakterien der Gattung Sedimenticola[7] der Familie Sedimenticolaceae, einem neuen Mitglied der Ordnung Chromatiales, so dass eine taxonomische Eingruppierung in diese Familie naheliegt.[8]

Systematik

Die frühere, umfangreichere Überfamilie Lucinoidea wurde von Taylor & Glover (2006) auf die Familie Lucinidae reduziert, zu der die folgenden Gattungen gestellt werden. Inzwischen werden auch mehrere Unterfamilien ausgeschieden, jedoch sind noch nicht alle Gattungen den entsprechenden Unterfamilien zugeordnet. Die folgende Aufstellung folgt Taylor et al. (2011) und MolluscaBase:[9]

Die Anzahl der gültigen Gattungen ist sehr umstritten, da manche Gattungen als Groß-Gattungen mit mehreren Untergattungen aufgefasst werden. Andere Autoren betrachten die Untergattungen dagegen als selbständige Gattungen oder als Synonyme der jeweiligen Nominatgattungen.

Belege

Literatur

  • Michael Amler, Rudolf Fischer & Nicole Rogalla: Muscheln. Haeckel-Bücherei, Band 5. Enke Verlag, Stuttgart 2000 ISBN 3-13-118391-8.
  • Rüdiger Bieler & Paula M. Mikkelsen: Bivalvia - a look at the Branches. Zoological Journal of the Linnean Society, 148: 223–235, London 2006
  • Philippe Bouchet & Jean-Pierre Rocroi Rüdiger Bieler Joseph G. Carter Eugene V. Coan: Nomenclator of Bivalve Families with a Classification of Bivalve Families. Malacologia, 52(2): 1–184, 2010 doi:10.4002/040.052.0201
  • Joseph G. Carter, Cristian R. Altaba, Laurie C. Anderson, Rafael Araujo, Alexander S. Biakov, Arthur E. Bogan, David C. Campbell, Matthew Campbell, Chen Jin-hua, John C. W. Cope, Graciela Delvene, Henk H. Dijkstra, Fang Zong-jie, Ronald N. Gardner, Vera A. Gavrilova, Irina A. Goncharova, Peter J. Harries, Joseph H. Hartman, Michael Hautmann, Walter R. Hoeh, Jorgen Hylleberg, Jiang Bao-yu, Paul Johnston, Lisa Kirkendale, Karl Kleemann, Jens Koppka, Jiří Kříž, Deusana Machado, Nikolaus Malchus, Ana Márquez-Aliaga, Jean-Pierre Masse, Christopher A. McRoberts, Peter U. Middelfart, Simon Mitchell, Lidiya A. Nevesskaja, Sacit Özer, John Pojeta, Jr., Inga V. Polubotko, Jose Maria Pons, Sergey Popov, Teresa Sánchez, André F. Sartori, Robert W. Scott, Irina I. Sey, Javier H. Signorelli, Vladimir V. Silantiev, Peter W. Skelton, Thomas Steuber, J. Bruce Waterhouse, G. Lynn Wingard, Thomas Yancey: A Synoptical Classification of the Bivalvia (Mollusca). Kansas University Paleontological Contributions, 4: 1–47, Lawrence, Kansas, USA 2011, PDF
  • John E. Taylor und Emily A. Glover: Lucinidae (Bivalvia) - the most diverse group of chemosymbiontic molluscs. Zoological Journal of the Linnean Society, 148: 223–235, London 2006
  • John E. Taylor, Emily A. Glover, Lisa Smith, Patricia Dyal, Suzanne T. Williams: Molecular phylogeny and classification of the chemosymbiotic bivalve family Lucinidae (Mollusca: Bivalvia). Zoological Journal of the Linnean Society, 163 (1): 15–49, 2011 doi:10.1111/j.1096-3642.2011.00700.x

Einzelnachweise

  1. Mondmuscheln auf Seite 24 (PDF-Datei; 242 kB)
  2. a b c d e Presseveröffentlichungen:
  3. Jay Osvatic,Jennifer Windisch, Benedict Yuen, Benedict, Bertram Hausl, Julia Polzin, Jillian Petersen:Chemosymbiotic lucinid clams modify the physical, chemical and biological characteristics of marine sediments globally, in: EGU General Assembly, 4.–8. Mai 2020, EGU2020-19150, doi:10.5194/egusphere-egu2020-19150. Abstract
  4. John D. Taylor, Emily A. Glover: A giant lucinid bivalve from the Eocene of Jamaica - Systematics, life habits and chemosymbiosis (Mollusca: Bivalvia: Lucinidae). Palaeontology, 52 (1): 95-109, 2009 doi:10.1111/j.1475-4983.2008.00839.x
  5. a b Jillian M. Petersen, Anna Kemper, Harald Gruber-Vodicka, Ulisse Cardini, Matthijs van der Geest, Manuel Kleiner, Silvia Bulgheresi, Marc Mußmann, Craig Herbold, Brandon K. B. Seah, Chakkiath Paul Antony, Dan Liu, Alexandra Belitz, Miriam Weber: Chemosynthetic symbionts of marine invertebrate animals are capable of nitrogen fixation, in: Nature Microbiology, Band 2, Nr. 16195 (2017), 24. Oktober 2016, doi:10.1038/nmicrobiol.2016.195
  6. a b Sten König, Olivier Gros, Stefan E. Heiden, Tjorven Hinzke, Andrea Thürmer, Anja Poehlein, Susann Meyer, Magalie Vatin, Didier Mbéguié-A-Mbéguié, Jennifer Tocny, Ruby Ponnudurai, Rolf Daniel, Dörte Becher, Thomas Schweder, Stephanie Markert: Nitrogen fixation in a chemoautotrophic lucinid symbiosis, in: Nature Microbiology 2:16193, 24. Oktober 2016, doi:10.1038/nmicrobiol.2016.193, PMID 27775698
  7. a b c Bertram Hausl: Genome diversity and free-living lifestyle of chemoautotrophic lucinid symbionts, Masterarbeit an der Universität Wien: Molekulare Mikrobiologie, Mikrobielle Ökologie und Immunbiologie, 2017
  8. silva: Chromatiales: Sedimenticolaceae, de.NBI
  9. MolluscaBase: Lucinidae J. Fleming, 1828
  10. Philippe Bouchet & Jean-Pierre Rocroi Rüdiger Bieler Joseph G. Carter Eugene V. Coan: Nomenclator of Bivalve Families with a Classification of Bivalve Families. Malacologia, 52(2): 1-184, 2010 (S. 125) doi:10.4002/040.052.0201
  11. a b c d Steffen Kiel: Lucinid bivalves from ancient Methane seeps. Journal of Molluscan Studies, 79: 346–363, 2013 doi:10.1093/mollus/eyt035

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Mondmuscheln: Brief Summary ( German )

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Die Mondmuscheln (Lucinidae) sind eine Familie der Überfamilie Lucinoidea innerhalb der Muschel-Ordnung der Lucinoida. Zur Familie gehören etwa 500 lebende Arten (Spezies). Sie sind Kosmopoliten und besiedeln alle Tiefen, je nach Art von ufernahen Bereiche bis in die Tiefsee. Dies ist möglich, da die Muscheln in Symbiose mit schwefeloxidierenden Bakterien leben, weshalb sie auf Sonnenlicht nicht angewiesen sind. Die ältesten Vertreter der Mondmuscheln aus dem Silur bekannt, (vor 400 Millionen Jahren).

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