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Böhmischer Enzian ( Almanca )

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Der Böhmische Enzian oder Böhmische Kranzenzian (Gentianella praecox) ist eine Pflanzenart, die zur Gattung der Kranzenziane (Gentianella) in der Familie der Enziangewächse (Gentianaceae) gehört. Er ist in seiner Verbreitung auf das Gebiet der Böhmischen Masse beschränkt.

Beschreibung

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Blattrosette im ersten Jahr
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Blütenstand von der Seite, Details von Kelch und Krone sind gut erkennbar
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Albinotisches Exemplar des Böhmischen Enzians im österreichischen Böhmerwald/Mühlviertel

Vegetative Merkmale

Der Böhmische Enzian wächst als zweijährige krautige Pflanze. In der ersten Vegetationsperiode wird eine relativ unscheinbare Blattrosette ausgebildet. Im zweiten Sommer bilden sich die verzweigten, rötlich überlaufenen Stängel, die Wuchshöhen von 5 bis 30, manchmal bis 45 Zentimetern erreichen. Die Blattspreiten sind einfach.

Generative Merkmale

Die unteren Verzweigungen sind relativ lang und dadurch entsteht ein doldentraubiger Blütenstand. In gemähten oder beweideten Rasen sind sie gedrungen und blütenreich, in filzigen Grünlandbrachen dagegen meist langstielig und blütenarm.

Die zwittrigen Blüten sind radiärsymmetrisch und fünfzählig sowie 20 bis 45 Millimeter lang. Die fünf oft karminrot überlaufenen[1] Kelchblätter sind am Grund zu einer ungeflügelten Kelchröhre verwachsen. Die Kelchröhre ist deutlich kürzer als die fünf fast gleichen, linealischen bis schmal dreieckigen[1] Kelchzipfel, die einen papillösen[1] Rand besitzen, der stark zurückgerollt ist;[1] die Kelchbuchten können in einer Populationen, manchmal sogar an einem Pflanzenexemplar von gerundet bis spitz variieren. Die fünf meist lilafarbenen, 15 bis 40 Millimeter langen Kronblätter sind am Grund verwachsen, nach oben hin erweitert und im Schlund bärtig.

Die gestielte Kapselfrucht ist 2 bis 6 Millimeter lang.

Die Blütezeit reicht von Juni bis Oktober. Wie bei anderen Kranzenzianen gibt es auch hier sommerblühende (aestivale) und herbstblühende (autumnale) Populationen,[1] denen kein taxonomischer Wert mehr zuerkannt wird.[2]

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 36.[3]

Unterscheidung zu ähnlichen Arten

Der Böhmische Enzian steht mit seinen Merkmalen zwischen dem Deutschen Fransenenzian (Gentianella germanica) und dem Österreichischen Kranzenzian (Gentianella austriaca).[1] Vladimír Skalický beschrieb sie 1969 als endemische Art der Böhmischen Masse. Die Blütenstängel verzweigen sich bei ihr bereits im unteren Teil. Charakteristisch für den Böhmischen Enzian sind der oft karminrot überlaufene Kelch, die am Rande papillösen und stark zurückgerollten Kelchzipfel, die deutlich ausgebildeten und ganzrandigen Flügel der Kelchröhre sowie die mehr oder weniger U- oder V-förmig abgerundeten Kelchbuchten.[1]

Vorkommen und Schutz

Das Verbreitungsgebiet des Böhmischen Enzians erstreckt sich über Tschechien, Bayern und Österreich mit dem Böhmerwald als Zentrum. In Österreich kommt der Böhmische Enzian im oberösterreichischen Mühlviertel und im niederösterreichischen Waldviertel vor. Der Böhmische Enzian ist sehr selten. Es existieren nur mehr wenige Fundorte und somit ist er im gesamten Verbreitungsgebiet vom Aussterben bedroht.

Das Lebensraumspektrum des Böhmischen Enzians ist breit. Neben Borstgrasrasen gibt es auch Vorkommen auf mesotrophen und teilweise feuchten Wiesen sowie auf trockenerem und basenreicherem Grasland. Fast immer kommt er an Hängen oberhalb von Geländemulden, Talkesseln oder Bachtälern vor. Er ist eine Charakterart des Polygalacto-Nardetum aus dem Verband Violion caninae.[3]

In Bayern erst 1988 wiederentdeckt, wurden in den Jahren 1989 und 1990 die durchweg grenznahen, in Höhenlagen zwischen 700 und 890 Metern gelegenen Restvorkommen im Bayerischen Wald genau kartiert. Die Zahl der Fundorte sank seitdem von sieben im Jahr 1990 auf drei im Jahr 2010. Die meisten rezenten Vorkommen des Böhmischen Enzians gibt es in Tschechien.[4]

Aufgrund des fragmentierten Verbreitungsgebietes wird diese Art von der IUCN als „Vulnerable“ = „verletzlich“ gelistet.[5]

Der Böhmische Enzian gehört zu den prioritären Arten von gemeinschaftlichem Interesse der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie, für deren Erhaltung besondere Schutzgebiete ausgewiesen werden müssen und die besonders streng zu schützen sind.[6] Die EU-Mitgliedsstaaten müssen den Fortbestand oder gegebenenfalls die Wiederherstellung eines günstigen Erhaltungszustands der Habitate der Art in ihrem natürlichen Verbreitungsgebiet gewährleisten (Artikel 3 Absatz 1 der FFH-Richtlinie). Im Bericht zum Böhmischen Enzian im Jahr 2007 wurde der Erhaltungszustand in Deutschland und Tschechien mit „schlecht“ bewertet, Österreich gab keine Bewertung ab.[7] Im Bericht 2013 stufte auch Österreich den Erhaltungszustand des Böhmischen Enzians als schlecht ein und musste zudem einen sich weiter verschlechternden Trend festhalten.[8]

Taxonomie

Die Erstbeschreibung erfolgte 1888 unter dem Basionym Gentiana praecox durch Anton Joseph Kerner und Josef Kerner.[9] Im Jahr 1968 stellte Ernest Mayer den Böhmischen Enzian als Gentianella praecox (A.Kern. & Jos.Kern.) E.Mayer in Bioloski Vestnik. Band 16, 1968, S. 26 in die Gattung Gentianella. Dieser ältere Name, der der aestivalen Rasse zuzuordnen ist, hat Priorität gegenüber dem für viele gewohnten Namen Gentianella bohemica Skalický, der 1969 durch Vladimír Skalický geschaffen wurde und zur autumnalen, nicht mehr taxonomischen Wert zugesprochenen Rasse gehört.[1][10] Weitere Synonyme für Gentianella praecox (A.Kern. & Jos.Kern.) E.Mayer sind Gentianella gabretae Skalický (gleichzeitig mit G. bohemica als aestivale Rasse beschrieben)[1] und Gentianella praecox subsp. bohemica (Skalický) Holub.

Literatur

  • Wolfgang Adler, Karl Oswald, Raimund Fischer: Exkursionsflora von Österreich. Hrsg.: Manfred A. Fischer. Eugen Ulmer, Stuttgart/Wien 1994, ISBN 3-8001-3461-6.
  • Sabine Götz: Artenhilfsprogramm „Böhmischer Enzian“ (Gentianella bohemica SKAL.) (= Beiträge zum Artenschutz. 13) In: Schriftenreihe des Bayerischen Landesamtes für Umweltschutz. Band 102, 1991, S. 15–18.
  • Böhmischer Enzian. FloraWeb.de (Abschnitt Beschreibung)
  • Thomas Engleder: Der Böhmische Kranzenzian / Gentianella bohemica (Gentianaceae) im österreichischen Teil der Böhmischen Masse (Böhmerwald, Mühl- und Waldviertel). In: Neilreichia. Band 4, 2006, S. 215–220 (zobodat.at [PDF]).

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h i Vladimír Skalický: Die Sammelart Gentianella germanica (Willd.) E. F. Warburg s.l. im Böhmischen Massiv. In: Preslia. Band 41, Nr. 2, S. 140–147 (Erstbeschreibung auf S 144).
  2. Karol Marhold: Gentianaceae. 2011: Gentianella praecox. In: Euro+Med Plantbase – the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity.
  3. a b Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 759.
  4. Andreas Zehm, Sabine Rösler: Böhmischer Enzian. Gentianella bohemica Skal. In: Bayerisches Landesamt für Umwelt (Hrsg.): Merkblatt Artenschutz. 6, 2010, S. 1–4 (PDF-Datei).
  5. Gentianella bohemica in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2013.2. Eingestellt von: M. Bilz, 2011. Abgerufen am 16. Mai 2014.
  6. , Anhang II. In: ABl. L 206 vom 22. Juli 1992, S. 38.
  7. European Topic Centre on Biological Diversity (2009): Habitats Directive Article 17 Reporting, Gentianella bohemica, 2 pp. [PDF]
  8. Österreichisches Umweltbundesamt (2013): Österreichischer Bericht gemäß Artikel 17 FFH-Richtlinie, Berichtszeitraum 2007–2012, Kurzfassung, 31 pp. [PDF]
  9. Anton Joseph Kerner von Marilaun: Beiträge zur Flora von Niederösterreich. In: Verhandlungen der Kaiserlich-Königlichen Zoologisch-Botanischen Gesellschaft in Wien. Band 38, 1888, S. 669–670 (hier: S. 669, zobodat.at [PDF]).
  10. Gentianella bohemica bei Tropicos.org. Missouri Botanical Garden, St. Louis.

Weblinks

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Böhmischer Enzian: Brief Summary ( Almanca )

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