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Kleines Immergrün ( Alman )

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Blüte
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Laub und junge Fruchtstände

Das Kleine Immergrün (Vinca minor), auch Kleines Singrün genannt, ist eine Pflanzenart aus der Familie der Hundsgiftgewächse (Apocynaceae).

Beschreibung

Das Kleine Immergrün ist ein immergrüner, niedriger Halbstrauch, der Wuchshöhen von 10, höchstens 15 Zentimetern erreicht. Die vegetativen Triebe sind niederliegend, sich an den Knoten bewurzelnd und können pro Jahr bis zu 2 Meter lang werden. Die Blühtriebe stehen aufrecht.

Die gegenständig angeordneten Laubblätter sind eiförmig, ganzrandig, lederartig, dunkelgrün und auf der Rückseite gelb. Sie werden bis 4 Zentimeter lang. Die Blattstiele sind an der Basis verwachsen.

Die zwittrigen, fünfzähligen Blüten stehen einzeln, lang gestielt in den Blattachseln diesjähriger, aufrechter Triebe. Sie haben einen Durchmesser von 2 bis 3 Zentimetern. Die Kronblätter sind zu einer 11 Millimeter langen Röhre verwachsen. Bei den Wildsorten sind die Blüten hellblau bis violett und nur selten weiß. Vinca minor blüht von März bis Juni und fruchtet von Juni bis Juli.

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 46.[1]

Ökologie

Das Kleine Immergrün ist ein kriechender Halbstrauch (Chamaephyt). Die Blattoberseite ist glänzend (Wärmeschutz durch Reflexion). Die Pflanze besitzt ungegliederte Milchröhren.

Die Blüten sind homogame, stieltellerförmige „Große Trichterblumen“. Die Blütenkrone besitzt einen fünfteiligen Saum aus propellerförmigen, asymmetrischen rechts gedrehten Kronblattzipfeln. Der Nektar befindet sich am Grunde der Kronröhre und ist durch einen Haarkranz als Saftdecke geschützt. Die plattenförmige Narbe ist durch senkrechte Verwachsung der Fruchtblätter entstanden und an der Spitze mit einem Haarschopf versehen, in den der Pollen entleert wird. Darunter befindet sich ein Klebrand, an dem Insekten ihren Rüssel beschmieren, wenn sie ihn zum Nektar führen, so dass der Pollen erst beim Herausziehen des Rüssels aus der Blüte haften bleibt. Dadurch ist auch Selbstbestäubung möglich. Bestäuber sind Schmetterlinge, Bienen und Wollschweber (Bombyliidae).

Die Früchte sind Doppel-Balgfrüchte. Die Samen besitzen ein Nährgewebe, aber keinen Haarschopf; sie werden durch Ameisen verbreitet. In Mitteleuropa fruchtet die Pflanze selten, und der Samenansatz ist gering. Vegetative Vermehrung über die vegetativen Triebe ist vorherrschend.

Vorkommen

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Kleines Immergrün (Vinca minor), Bestand

Das Kleine Immergrün kommt in Mittel- und Südeuropa und in Kleinasien vor und wächst von der collinen bis zur montanen Höhenstufe bis in Höhenlagen von etwa 1000 Metern. In den Allgäuer Alpen steigt es in Bayern am Tiefenbacher Eck bis zu einer Höhenlage von 1100 Metern auf.[2]

In Mitteleuropa ist sie als Kulturrelikt zu bewerten, das in Süddeutschland seit der Römerzeit in Mitteleuropa auftritt, aber auch auf mittelalterliche Ansiedlungen hindeuten kann.[3] Es wurde bereits im 13. Jahrhundert von Albertus Magnus erwähnt.[4] Es ist seit dem 16. Jahrhundert in Mitteleuropa (1526 bei Ulm) nachgewiesen. Da die Fernausbreitung fast ausschließlich über den Menschen erfolgt, zeigen Standorte im Wald meist noch heute die Lage ehemaliger Burgen und Siedlungen an. Es gehört damit zu den Stinsenpflanzen bzw. Burggartenflüchtlingen. In Schleswig-Holstein kommt es erst seit der Neuzeit vor.[3]

Das Kleine Immergrün kommt zerstreut, aber gesellig, wild oder verwildert in artenreichen Laub- oder Buchen-Mischwäldern vor. Es bevorzugt nährstoffreichen, frischen Ton- oder Lehmboden in mild humider Klimalage. Nach Ellenberg ist es ozeanisch verbreitet, ein Frischezeiger, ein Schwachsäure- und Schwachbasezeiger und eine Verbandscharakterart der Eichen-Hainbuchen-Wälder (Carpinion betuli). Es kommt aber in Mitteleuropa auch in Gesellschaften des Verbands Fagion oder der Ordnungen Quercetalia pubecentis und Prunetalia vor.[1]

Taxonomie

Der wissenschaftliche Name Vinca minor wurde 1753 von Carl von Linné in Species Plantarum erstveröffentlicht.[5]

Nutzung

Toxikologie, Pharmakologie, Inhaltsstoffe

Das Kleine Immergrün ist in allen Teilen giftig. Es enthält mehr als 40 Alkaloide, der Gesamtalkaloidgehalt beträgt 0,2 bis 0,7 Prozent.[6] Hauptwirkstoffe sind Vincamin und Eburnamenin.

Das Kleine Immergrün wurde früher als Heilpflanze zur Behandlung zahlreicher Krankheiten eingesetzt, aber 1986 hat das Bundesgesundheitsamt die Zulassung für alle immergrünhaltigen Präparate widerrufen.[7] Im Tierversuch zeigten sich nämlich Blutschäden, die nicht auf die Hauptalkaloide, sondern auf Begleitkomponenten zurückzuführen sind. Immergrünkraut (Vincae minoris herba) darf nicht mehr als Rezepturarzneimittel verwendet werden. Von diesem Verbot nicht betroffen sind Vincamin-Fertigpräparate, die aus den Pflanzen gewonnen werden oder synthetisch hergestellt werden, und homöopathische Präparate. Sie werden bei zerebralen Durchblutungsstörungen eingesetzt.[8]

Gartenkultur

Das Kleine Immergrün wird oft als Bodendecker für schattige oder halbschattige Standorte gepflanzt. Es gibt im Handel auch Sorten mit weißen ('Alba'),[9] hell-dunkelblauen ('Bowles Variety')[10] oder rotvioletten ('Atropurpurea') Blüten.[11] Die Art verwildert leicht.[4]

Literatur

  • Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5.
  • Ruprecht Düll, Herfried Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands. Ein botanisch-ökologischer Exkursionsbegleiter zu den wichtigsten Arten. 6., völlig neu bearbeitete Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2005, ISBN 3-494-01397-7.
  • Lutz Roth, Max Daunderer, Kurt Kormann: Giftpflanzen – Pflanzengifte. Giftpflanzen von A-Z. Notfallhilfe. Vorkommen. Wirkung. Therapie. Allergische und phototoxische Reaktionen. 4. Auflage. Nikol, Hamburg 2000, ISBN 3-933203-31-7 (Nachdruck von 1994).
  • Eberhard Scholz. Vinca. In: Rudolf Hänsel, K. Keller, H. Rimpler und G. Schneider (Hrsg.) Hagers Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 5. Auflage, Springer, Band 6 Drogen P–Z Berlin etc. 1994, S. 1123–1134 ISBN 3-540-52639-0
  • Burkhard Fugmann (Hrsg.): Lexikon Naturstoffe. Begründet von Hermann Römpp. Georg Thieme, Stuttgart 1997, ISBN 3-13-749901-1.

Einzelnachweise

  1. a b Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 760.
  2. Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 2, IHW, Eching 2004, ISBN 3-930167-61-1, S. 354.
  3. a b Christian Stolz (2013): Archäologische Zeigerpflanzen: Fallbeispiele aus dem Taunus und dem nördlichen Schleswig-Holstein. Plants as indicators for archaeological find sites: Case studies from the Taunus Mts. and from the northern part of Schleswig-Holstein (Germany). - Schriften des Arbeitskreises Landes- und Volkskunde 11: 1-30 [1]
  4. a b Werner Prange: Das Kleine Immergrün (Vinca minor L.) in Westdeutschland - eine Kulturreliktpflanze aus römischer Zeit. In: Schriften des Naturwissenschaftlichen Vereins für Schleswig-Holstein. Band 66, 1996, S. 71–96, PDF-Datei, 4 MB.
  5. Carl von Linné: Species Plantarum. Band 1, Lars Salvius, Stockholm 1753, S. 209 (http://vorlage_digitalisat.test/1%3Dhttp%3A%2F%2Fwww.biodiversitylibrary.org%2Fopenurl%3Fpid%3Dtitle%3A669%26volume%3D1%26issue%3D%26spage%3D209%26date%3D1753~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  6. G. Schneider, T. Dingermann, K. Hiller, I. Zündorf: Arzneidrogen. 5. Auflage. Elsevier, Spektrum, München 2004, ISBN 3-8274-1481-4.
  7. BAz (Bundesanzeiger) Nr. 173 vom 18. September 1986
  8. BAz Nr. 29a vom 12.02.1986, in der Fassung des BAz Nr. 172a vom 14.09.1988 und des BAz Nr. 177 vom 21. September 1993
  9. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 26. März 2012 im Internet Archive)  src= Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.uni-hohenheim.de
  10. http://www.bio-gaertner.de/Articles/I.Pflanzen-dieDatenbank/Stauden-Sommerblumen_F-K/Immergrun.html
  11. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 12. April 2010 im Internet Archive)  src= Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.hort.uconn.edu
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