Das Immenblatt (Melittis melissophyllum) ist die einzige Art der monotypischen Pflanzengattung Melittis innerhalb der Familie der Lippenblütler (Lamiaceae).
Das Immenblatt ist eine sommergrüne, ausdauernde krautige Pflanze,[1] die Wuchshöhen von 20 bis 50 Zentimetern erreicht. Sie bildet ein kriechendes Rhizom. Die Stängel sind aufrecht und stumpf vierkantig. Die Stängel und Blätter sind dicht mit weichen Gliederhaaren besetzt.
Die gegenständig am Stängel angeordneten Laubblätter sind in Blattstiel und Blattspreite gegliedert. Der Blattstiel ist 0,5 bis 3 Millimeter lang. Die einfache Blattspreite ist eiförmig, runzlig, beiderseits behaart und am Rand grob gesägt bis gekerbt.
Die Blütezeit reicht Mai bis Juni. Je ein bis drei Blüten sitzen in den oberen Blattachseln und sind oft einseitswendig.
Die zwittrigen Blüten sind zygomorph und fünfzählig mit doppelter Blütenhülle. Der Kelch ist 1,5 bis 2 Zentimeter lang, breit glockig, zehn-nervig, sowie am Rand und auf den Nerven kurz, oft drüsig, behaart. Die Kelchoberlippe ist dreizähnig bis ganzrandig und länger als die zweizähnige Unterlippe. Die Krone ist 3 bis 4,5 Zentimeter lang und ist außen meist weiß. Die Oberlippe ist weiß oder hell-purpurfarben und innen punktiert. Die Oberlippe ist ganzrandig, fein drüsig behaart. Die Unterlippe besitzt meist einen leuchtend purpurlila Mittellappen. Manchmal, besonders in Südtirol, ist die Blütenkrone reinweiß.
Die Teilfrüchte sind 3,5 bis 4 Millimeter lang, glatt oder behaart. Wenn sie feucht sind verschleimen sie.
Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 30.[2]
Bei Melittis melissophyllum handelt es sich um einen Hemikryptophyten.[1]
Blütenökologisch handelt es sich um proterandrische, nektarführende, nach Honig duftende Lippenblumen. Die Bestäubung des Immenblatts erfolgt durch Hummeln und Schmetterlinge.[1]
Die Gattung Melittis wurde mit der Erstveröffentlichung von Melittis melissophyllum durch Carl von Linné in Species Plantarum, 2, 1753, Seite 597 aufgestellt.
Der Gattungsname Melittis ist eine Neubildung Linnés für diese Pflanzenart, die zuvor Lamium montanum oder Melissae folio genannt wurde. Er leitet sich vom griechischen μέλισσα mélissa, (mélitta) für „Biene“ ab. Das Artepitheton leitet sich von lateinisch mel für „Honig“ und der latinisierten Form des griechischen Wortes φύλλον phyllon für „Blatt“ ab, was sich durch den Honiggeruch der zerriebenen Laubblätter erklärt. Der Name melissophyllon wird bereits von Vergil (Georgica 4,63) und Plinius dem Älteren (Naturalis historia, Buch 20,116 und 21,149) für das Immenblatt verwendet.
Wenige Autoren unterscheiden folgende Unterarten (Stand 2003):[3]
Die Unterart wie Melittis melissophyllum subsp. carpatica wird von Fischer (2005) in Frage gestellt.
Melittis melissophyllum ist ein meridional/montanes bis südtemperates Florenelement im ozeanischen Europa. Das Verbreitungsgebiet reicht von der Iberischen Halbinsel, Frankreich und den Britischen Inseln über Deutschland und Italien über Polen und die gesamte Balkanhalbinsel bis ins Baltikum und zentralen sowie südwestlichen Russland und zur Türkei.[3]
In Österreich kommt es in allen Bundesländern mit Ausnahme von Vorarlberg vor. In Salzburg und Tirol ist es nur südlich vom Alpenhauptkamm bekannt, nämlich im Lungau und in Osttirol. In Deutschland kommt es in den Bundesländern Baden-Württemberg, Bayern, Brandenburg, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen vor, wobei es in den nördlichen Bundesländern als stark gefährdet bis vom Aussterben bedroht eingestuft wird. Auch in der Schweiz ist es heimisch.
Das Immenblatt wächst in wärmeliebenden Edellaubwäldern der collinen bis montanen Höhenstufe. Es wächst meist auf mäßig frischen, kalkhaltigen, lockeren und humosen Ton- und Lehmböden. Es ist eine Ordnungscharakterart der wärmegebundenen Eichenmischwälder (Quercetalia pubescentis).[2]
Das Immenblatt (Melittis melissophyllum) ist die einzige Art der monotypischen Pflanzengattung Melittis innerhalb der Familie der Lippenblütler (Lamiaceae).