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White Beak Sedge

Rhynchospora alba (L.) Vahl

Weißes Schnabelried ( German )

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Das Weiße Schnabelried (Rhynchospora alba),[1] auch Weiße Schnabelbinse genannt, ist eine Pflanzenart innerhalb der Familie der Sauergrasgewächse (Cyperaceae). Es ist auf der Nordhalbkugel in Eurasien und Nordamerika weitverbreitet.

Beschreibung

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Rinnige Blattspreite des Weißen Schnabelriedes
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Fruchtstand und „geschnäbelte“ Frucht unten rechts

Vegetative Merkmale

Das Weiße Schnabelried wächst als sommergrüne, ausdauernde krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen von 10 bis 40, selten bis zu 65 Zentimetern. Sie bildet lockere Rasen. Das Rhizom bildet keine oder nur kurze Ausläufer, aber 10 bis 20 Millimeter lange weißliche Winterzwiebeln. Die aufrechten Stängel sind beblättert, im Querschnitt dreikantig und im oberen Bereich rau. Die Blattscheiden sind gelbbraun; die untersten besitzen keine Blattspreiten. Die Blattspreiten sind flach-rinnig, bis zu 2 Millimeter breit sowie am Rand und an der Spitze etwas rau.[2]

Generative Merkmale

Die Blütezeit erstreckt sich von Juni bis August. Die Hüllblätter des Blütenstandes sind laubblattartig, etwa so lang oder etwas länger als dieser. Der Blütenstand besteht aus mehreren gestielten, kopfartig zusammengezogenen Spirren. Jede einzelne Spirre verfügt über zwei bis fünf kurz gestielte, anfangs weißliche, später gelbbraune bis fast rötliche Ährchen. Die Ährchen sind 4 bis 5 Millimeter lang, eiförmig bis länglich, spitz und rundlich. Ein Ährchen enthält zwei bis drei zwittrige Blüten und am Grund zwei bis drei sterile Spelzen. Die anfangs weißen und später rötlichen Spelzen sind eiförmig lanzettlich und stachelspitzig. Die hellbraunen Hüllfäden der Blütenhülle (Perianth) sind 9 bis 13 Millimeter lang und kürzer als die Frucht. Am Grunde tragen sie lange Wimperhaare. Die Blüte verfügt über je zwei Staubblätter und Narben.[2]

Die hellbraune Nussfrucht ist 1,5 bis 2 Millimeter lang, linsenförmig zusammengedrückt und weist zwei scharfe Ränder auf. Die verbleibende Griffelbasis bildet an der Frucht einen schnabelartigen Fortsatz, worauf der Name Bezug nimmt. Die gelbbraune Frucht ist 2,0 bis 2,5 Millimeter lang.[2]

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 26 oder 42.[3]

Verwechslungsmöglichkeiten

Eine mögliche Verwechslung des Weißen Schnabelriedes besteht mit dem habituell sehr ähnlichen, aber deutlich selteneren Braunen Schnabelried (Rhynchospora fusca). Dieses bildet Ausläufer und die Spirren werden von meist ein bis zwei Hüllblättern weit überragt. Seine ungestielten (sitzenden) Ährchen sind dunkel- bis rotbraun.

Ökologie

Beim Weißen Schnabelried handelt es sich um einen helomorphen Hemikryptophyten.[1]

Die Bestäubung erfolgt durch den Wind (Anemophilie). Die Früchte werden über Klettausbreitung ausgebreitet.[1]

Vorkommen

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Weißes Schnabelried im Naturpark Südheide

Rhynchospora alba ist auf der Nordhalbkugel in Eurasien und Nordamerika weitverbreitet. Sein Gesamtareal wird mit 10 Millionen bis 1,5 Milliarden km² angegeben.[1] Das Weiße Schnabelried kommt in fast ganz Europa mit Ausnahme des äußersten Nordens und Südens vor. In Mitteleuropa kommt es im Tiefland, im Alpenvorland und in den Alpen zerstreut vor; sonst ist es in Mitteleuropa selten, es ist dort aber oft bestandsbildend.[4]

Das Weiße Schnabelried gedeiht in Mitteleuropa am besten auf nassen, schlammigen und etwas sauren Untergrund, der nicht allzu basenarm sein sollte. Es meidet Stickstoffsalze. Es gedeiht nur in den nassesten Zonen von Hoch- und Zwischenmooren, es besiedelt aber auch sumpfige Stellen in Wäldern und den Verlandungsbereich von Seen. Es steigt in Mitteleuropa meist bis in Höhenlagen von etwa 1000 Metern.[4] In den Allgäuer Alpen steigt es bis zu 1300 Metern Meereshöhe auf.[5]

Es wächst in Deutschland auf staunassen, oft nackten, kalk- und basenarmen Torfen und Torfschlamm in Sauer-Zwischenmooren und Regenmoor-Schlenken sowie moosreichen Schwingrasen, selten auch als Pionier auf sandigen, humosen Böden. Sein Arealanteil in Deutschland beträgt 10 % bis 30 %. In Deutschland ist das Weiße Schnabelried von jeher heimisch (indigen).[1]

Die ökologische Zeigerwerte nach Ellenberg sind: Lichtzahl L8 = Halblicht- bis Volllichtpflanze, erträgt nur eine geringe Beschattung; Temperaturzahl T5 = Mäßigwärmezeiger; Kontinentalitätszahl K3 = See- bis gemäßigtes Seeklima zeigend; Feuchtezahl F9 = Nässezeiger; Feuchtewechsel = Überschwemmung zeigend; Reaktionszahl R3 = Säurezeiger; Stickstoffzahl N2 = ausgesprochene Stickstoffarmut bis Stickstoffarmut zeigend; Salzzahl S0 = nicht salzertragend; Schwermetallresistenz = nicht schwermetallresistent.[1][6] Der ökologischer Schwerpunkt des Weißen Schnabelriedes liegt auf oft durchnässten luftarmen, stickstoffarmen und sauren Böden. Es überwintert mit Winterzwiebelchen, aus denen es im Frühjahr wieder austreibt.[6]

Das Weiße Schnabelried ist ein sogenannter Stressstratege, das heißt, es hat bei geringem Biomassezuwachs und geringer Konkurrenzkraft Anpassungen an extreme Standortbedingungen entwickelt, so dass es dort nicht von anderen Arten bedrängt wird. So besiedelt es nackte Torfflächen meist als Pionierpflanze.

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Bult-Schlenken-Komplex mit Weißem Schnabelried in tiefer gelegenen Bereichen eines regenerierenden Regenmoores
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Weißes Schnabelried (Rhynchospora alba) in einer feuchten Moorheide in Nordwestdeutschland mit Glockenheide (Erica tetralix)

Vergesellschaftung

Es ist eine kennzeichnende Art in nassen Vertiefungen (Schlenken) der Bult-Schlenken-Komplexe in Regenmoorzentren sowie von Schwingrasen verlandender Moorkolke. Auf den genannten Standorten bildet das Weiße Schnabelried oft artenarme Kleinseggenriede. Ihr Hauptvorkommen liegt in den Pflanzengesellschaften der Ordnung der Pioniergesellschaften von Moorschlenken (Scheuchzerietalia palustris).

Innerhalb des Verbandes des Rhynchosporion albae bildet das Weiße Schnabelried die Kennart der Assoziation des Rhynchosporetum albae.[1] Die konkurrenzschwachen und wenig produktiven Bestände sind oft schütter und sehr kleinflächig ausgebildet. Sie setzen sich zusammen aus Mittlerem Sonnentau (Drosera intermedia), Sumpfbärlapp (Lycopodiella inundata) und Schmalblättrigem Wollgras (Eriophorum angustifolium). Die Gesellschaften formen meist in Schlenken der zentralen Regenmoorflächen Mitteleuropas kleinflächig strukturierte Mosaike mit den zwergstrauchreichen Hochmoor-Torfmoosgesellschaften der Klasse Oxycocco-Sphagnetea auf trockeneren Bulten (Bult-Schlenken-Komplex) aus.

Das Hauptvorkommen des Rhynchospora alba liegt in Sauer-Zwischenmooren im selten gewordenen Fadenseggen-Übergangsmoor (Caricetum lasiocarpae). Diese Pflanzengesellschaft kommt oft in engem Kontakt mit Hochmooren vor und bildet an Moorgewässern wie Moorkolken sowie Heideweihern Schwingrasen aus. Rhynchospora alba tritt in Moorheiden der Ordnung der Glockenheide-Moore (Sphagno-Ericetalia) oft zusammen mit der Deutschen Rasenbinse (Trichophorum cespitosum subsp. germanicum) auf.[7]

Gefährdung und Schutz

Das Weiße Schnabelried gilt europaweit nicht als gefährdet und ist weltweit nicht gesondert gesetzlich geschützt. In Deutschland gilt es als gefährdet. Sie gilt in allen deutschen Bundesländern als gefährdet bis stark gefährdet. In Sachsen-Anhalt, im Saarland, in Hessen und in Berlin gilt sie als vom Aussterben bedroht. In Deutschland wird ihre Bestandsentwicklung ob des Rückganges ihrer natürlichen Standorte als rückläufig angesehen.[1] Die ist als eine nationale Verantwortungsart innerhalb der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt der Bundesregierung eingestuft.[8]

In der Schweiz gilt das Weiße Schnabelried als „potenziell gefährdet“ (NT „Near Threatened“). In einigen Kantonen gilt es als „stark gefährdet“ (EN „Endangered“) bis „vom Aussterben bedroht“ (CR „Critically Endangered“).[9]

Die Gefährdungsursachen liegen in der Kultivierung der Hochmoore und Moorheiden, Abtorfung und Eutrophierung sowie Entwässerungen von Mooren und feuchten Heideflächen.

Quellen

Literatur

  • H. Joosten, Michael Succow: Landschaftsökologische Moorkunde. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65198-7.
  • Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora. Unter Mitarbeit von Theo Müller. 7., überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 1994, ISBN 3-8252-1828-7.
  • Stefan Klotz, Ingolf Kühn: Ökologische Strategietypen. In: Schriftenreihe für Vegetationskunde. Band 38, 2002, S. 197–201 (PDF-Datei).

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h Rhynchospora alba (L.) Vahl, Weißes Schnabelried. FloraWeb.de
  2. a b c Jürke Grau, Bruno P. Kremer, Bodo M. Möseler, Gerhard Rambold, Dagmar Triebel: Gräser. Süßgräser, Sauergräser, Binsengewächse und grasähnliche Familien Europas (= Steinbachs Naturführer). Neue, bearb. Sonderausgabe Auflage. Mosaik, München 1996, ISBN 3-576-10702-9.
  3. Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 167.
  4. a b Dietmar Aichele, Heinz-Werner Schwegler: Die Blütenpflanzen Mitteleuropas. 2. Auflage. Band 5: Schwanenblumengewächse bis Wasserlinsengewächse. Franckh-Kosmos, Stuttgart 2000, ISBN 3-440-08048-X, S. 240.
  5. Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 1, IHW, Eching 2001, ISBN 3-930167-50-6, S. 235.
  6. a b Heinz Ellenberg, H. E. Weber, R. Düll, V. Wirth, W. Werner, D. Paulißen: Zeigerwerte von Pflanzen in Mitteleuropa (= Scripta Geobotanica. Band 18). 2., verbesserte und erweiterte Auflage. Erich Goltze, Göttingen 1992, ISBN 3-88452-518-2.
  7. Erich Oberdorfer: Süddeutsche Pflanzengesellschaften. Teil I: Fels- und Mauergesellschaften, alpine Fluren, Wasser-, Verlandungs- und Moorgesellschaften. 4. Auflage. Gustav Fischer, Jena/Stuttgart 1998, ISBN 3-437-35280-6.
  8. Arten in besonderer Verantwortung Deutschlands (Memento vom 2. August 2017 im Internet Archive) auf der Homepage des Bundesamtes für Naturschutz, abgerufen am 3. Juni 2016
  9. D. Moser, A. Gygax, B. Bäumler, N. Wyler, R. Palese: Rote Liste der gefährdeten Arten der Schweiz: Farn- und Blütenpflanzen. Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft, Bern; Zentrum des Datenverbundnetzes der Schweizer Flora, Chambésy; Conservatoire et Jardin botaniques de la Ville de Genève, Chambésy, 2002, abgerufen am 6. November 2019.

Weblinks

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